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Migration und Vergesellschaftung jenseits des nationalen Paradigmas. Eine Mikrogeschichte der Ruhrpolen, 1870-1950

Antragstellerin Dr. Anne Friedrichs
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269231027
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Seit dem kurzen „Sommer der Migration“ 2015 werden erneut Fragen, ob, unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen Zugezogene Teil der Gesellschaft oder bloß zeitweise geduldete Arbeitskräfte, Geflohene oder Asylsuchende sind, in der internationalen Politik und Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Dahinter wiederum steckt die tiefere Frage, nach welchen Kriterien gegenwärtig wie historisch die Zugehörigkeit zur „Gesellschaft“ bemessen wird. Auch um solche Kontroversen in Perspektive zu rücken, hat sich das Forschungsprojekt mit dem Ruhrgebiet als Region sich überlagernder Mobilitäten und verdichteter Kontakte im Zeitraum von 1860 bis 1950 befasst. Der Blick auf die erste Hälfte des 19. und die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt, dass politische und öffentliche Debatten über Migration häufig im Kontext von Vorgängen, in denen staatliche und private Akteure die Zugehörigkeit von hochmobilen Menschen neu bestimmten, stehen. Das Projekt analysiert die Interaktionen und Kollaborationen von kommunalen und staatlichen Stellen, Kirchen, Unternehmern, internationalen Organisationen sowie der Zu- und wieder Fortziehenden. So wird deutlich, dass selbst in einer Zeit, in der sich die Idee einer Deckungsgleichheit von Nation, Volk und Staatsterritorium zusehends im öffentlichen und politischen Diskurs verbreitete, immer auch weitere Zugehörigkeitsvorstellungen und Lebensansprüche eine Rolle spielten. Aufbauend auf diesem multiperspektivischen Vorgehen trägt das Projekt zum einen zu einer Neukonzeptionalisierung von Gesellschaft als Analysebegriff, der Mobilität und Differenz als konstitutive Elemente einbezieht, bei. Zum anderen wirkt es daran mit, eine Geschichte der Zugehörigkeit als geschichtswissenschaftlichen Zugang zu entwickeln.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Migration und Vergesellschaftung jenseits des nationalen Paradigmas. Neue Perspektiven auf die Geschichte der Ruhrpolen, in: Migrationsregime vor Ort und lokales Aushandeln von Migration, hg. v. Jochen Oltmer, Wiesbaden: Springer VS, 2018, S. 39-68
    Friedrichs, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-658-18945-7_3)
  • Migration, Mobilität und Sesshaftigkeit, hg. v. Anne Friedrichs (= Geschichte und Gesellschaft 44, 2), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2018
    Anne Friedrichs (Hrsg.)
    (Siehe online unter https://doi.org/10.13109/gege.2018.44.2.167)
  • Placing migration in perspective. Neue Wege einer relationalen Geschichtsschreibung, in: Geschichte und Gesellschaft 44 (2018), H. 2, S. 167-195
    Friedrichs, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.13109/gege.2018.44.2.167)
  • A Site of Shifting Boundaries. Fostering and Limiting Mobility in the Ruhr Valley (1860-1910), in: Journal of Borderlands Studies 34 (2019), H. 4, S. 587-603
    Friedrichs, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/08865655.2017.1332489)
  • Migrations and Border Processes: Practices and Politics of Belonging and Exclusion in Europe from the 19th to the 21st Century (= Journal of Borderlands Studies 34, 4), London: Taylor & Francis 2019
    Anne Friedrichs et al. (eds.)
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/08865655.2018.1510334)
 
 

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