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Das Migrationsregime in Spanisch-Amerika (1700-1810)

Antragsteller Dr. Martin Biersack
Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269522225
 
Für die Migrationsgeschichte ist das koloniale Spanisch-Amerika von besonderem Interesse. Obwohl es die spanischen Gesetze allen nichtspanischen Europäern verbot, sich dort anzusiedeln, lebte eine bedeutende Anzahl von Ausländern in den amerikanischen Territorien Spaniens. Zwar wurden diese größtenteils von Regierung und Bevölkerung geduldet, ihre Situation war allerdings prekär. Nicht nur konnte eine als Ausländer deklarierte Person jederzeit unter Berufung auf die Gesetze angezeigt und ihre Ausweisung aus Amerika gefordert werden. Auch obrigkeitlich angeordnete Ausweisungskampagnen waren häufig. Mit der Reformpolitik Karls III. seit 1767 änderte sich die Bewertung ausländischer Siedler in Spanien und Amerika. Im Zuge der Peuplierungstheorien der Aufklärung wurde ihre Anwesenheit nun größtenteils als wünschenswert erachtet, sodass in der Folge konkrete Peuplierungsprojekte mit ausländischen Siedlern durchgeführt wurden. Die Duldung der Ausländer in Amerika wurde allerdings mit der US-amerikanischen Unabhängigkeit und verstärkt während der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege in Frage gestellt. Ausländer wurden nun zunehmend als sicherheitspolitisches Risiko eingestuft, wobei vor allem die als Revolutionäre verdächtigen Franzosen oder die als Kriegsgegner diffamierten Engländer und Portugiesen ins Visier der Behörden gerieten. Um die nun gefürchteten Ausländer zu kontrollieren und im Bedarfsfall effektiv ausweisen zu können, wurden neue Überwachungsinstrumente geschaffen bzw. vorhandene reformiert. Ziel des Projekts ist es, das Migrationsregime in Spanisch-Amerika während des 18. und frühen 19. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Ein Migrationsregime ist ein durch Prinzipien und Gesetze bestimmtes Handlungs- und Gestaltungsfeld, in dem individuelle, kollektive und institutionelle Akteure Migrationsprozesse in ihrem Sinne zu beeinflussen suchen. Im Zentrum der Untersuchung stehen Konflikte, die sich aus der Präsenz der Ausländer in Spanisch-Amerika ergaben. Die Analyse dieser Konflikte ermöglicht es, Regelmäßigkeit zu bestimmen, nach denen Migrationsprozesse im Migrationsregime Spanisch-Amerikas ausgehandelt wurden. Das Projekt ist bei einer Schwerpunktsetzung auf den Río de la Plata, Kuba, Mexiko, Chile und Hochperu (Bolivien) auf ganz Spanisch-Amerika bezogen und nicht nur auf eine bestimmte Verwaltungseinheit.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Arndt Brendecke
 
 

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