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Wie kann die Inanspruchnahme von Hilfe bei psychischen Störungen verbessert werden? Eine quasi-experimentelle Online-Studie zur Veränderbarkeit stigmatisierender Einstellungen und intermediärer Variablen im Prozess der Inanspruchnahme
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Silke Schmidt; Professor Dr. Georg Schomerus
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung
Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269563855
In unserem von der DFG geförderten, noch laufenden Projekt befassen wir uns im Rahmen einer prospektiven Studie mit der Bedeutung stigmatisierender Einstellungen für die Inanspruchnahme professioneller Hilfe bei unbehandelten psychischen Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung. Wir konnten einen Prozess rekonstruieren, der mit der Wahrnehmung von Beschwerden beginnt und über die Selbstidentifikation als psychisch krank hin zu Behandlungsbedarf und Intention sowie schließlich der Inanspruchnahme führt. Die Intention, Hilfe zu suchen, war in diesem Prozess der stärkste Prädiktor für die tatsächliche Inanspruchnahme, während stigmatisierende Einstellungen vor allem Zusammenhänge zur Selbstidentifikation als psychisch krank aufwiesen. Aufgrund der bilateralen Zusammenhänge konnte Selbstidentifikation somit als neuralgischer Punkt des Inanspruchnahme-Prozesses identifiziert werden. Als bedeutsame intermediäre Variablen stellten sich ferner Mental Health Literacy, Selbstwirksamkeit, Ursachenvorstellungen, und subjektives nosologisches Konzept sowie die bisherigen Behandlungserfahrungen und die akute Symptomschwere heraus. In dem hiermit beantragten Folgeprojekt streben wir an, unser ursprüngliches Modell, in welchem die Bedeutung von Stigma als Barriere für die Inanspruchnahme von professioneller Hilfe analysiert wurde, um diese intermediären Prozessvariablen zu erweitern und deren Wirkung und Interdependenz auf den Inanspruchnahme-Prozess systematisch zu überprüfen. Einen korrespondierenden theoretischen Rahmen bietet das Common-Sense Model of Self-Regulation (CSM), das den generellen, Umgang mit auftretenden gesundheitlichen Beschwerden konzeptualisiert und damit für unsere Zielgruppe von Zivilpersonen mit aktuell unbehandelter psychischer Erkrankung bestens geeignet ist. Methodisch sollen über eine Online-Studie mittels eines multifaktoriellen randomisierten (Quasi-)Experiments gezielt die intermediären Variablen manipuliert werden, die sich adaptiv auf die Selbstidentifikation und den Inanspruchnahme-Prozess auswirken können. Dieser soll analog zum laufenden Projekt mit zwei anschließenden Follow-up-Erhebungen über einen Zeitraum von 6 Monaten nachverfolgt werden.Perspektivisch lassen sich auf dieser Basis aussichtsreiche Forschungs- und Interventions-perspektiven entwickeln: Erstens werden durch die empirische Prüfung der Zusammenführung theoretischer Ansätze zur Stigmatisierung (u. a. aus dem laufenden Projekt), der Konzeptualisierung von psychischen Erkrankungen (im CSM) und der Stadien der Inanspruchnahme alle drei Prozesse sowie eine mögliche Emergenz dieser genauer beleuchtet. Zweitens stellen die Ergebnisse unserer Online-Studie Anknüpfungspunkte für die Evidenzbasierung der Gestaltung und Evaluation von Online-Angeboten für psychische Erkrankungen heraus. Hierfür besteht angesichts der zunehmenden Fülle an eklektisch-unwissenschaftlichen und primär kommerziell ausgerichteten Angeboten dringender Bedarf.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Dr. Holger Muehlan; Professor Dr. Samuel Tomczyk