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Die mittelalterlich-frühneuzeitliche Dorfwüstung Lindelach bei Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt)
Antragsteller
Professor Dr. Ingolf Ericsson
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2015 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269744405
Im Rahmen des DFG-Projektes Bischofspfalz und Wüstung Lindelach bei Gerolzhofen, Landkreis Schweinfurt gelang die partielle archäologische Untersuchung zweier überregional herausragender Bodendenkmäler Nordbayerns und die nach Maßnahmenabschluss bereits vorgelegte Rekonstruktion einer früh- bis spätmittelalterlichen Siedlungskammer Süddeutschlands mit spätmerowingerzeitlicher Burganlage, karolingischem Königshof, ottonischem Pfalzbau und einem hoch- bis spätmittelalterlichen Verwaltungssitz der Würzburger Bischöfe bis in die Zeit um 1400 auf dem Kapellberg bei Gerolzhofen. Die frühneuzeitlichen archäologischen Hinterlassenschaften der nahen, bis in das 10. Jahrhundert zurückzuverfolgenden und 1631 während des Dreißigjährigen Krieges aufgelassenen ländlichen Siedlung Lindelach mussten hierbei aufgrund des überraschend hohen Erkenntnisgewinns des Forschungsprojektes und der Fülle des Fundmaterials vorerst ausgeklammert werden. Die abschließende wissenschaftliche Bearbeitung dreier archäologisch teilweise untersuchter Parzellen des frühneuzeitlichen Dorfes aus dem beginnenden 15. Jahrhundert sowie den Jahrzehnten um 1600 und ihre Einbindung in die Siedlungsgeschichte der Region bieten aus verschiedenen Gründen ein forschungsgeschichtlich hohes Ergebnispotential: Einerseits kann mit der Vorlage eines umfangreichen und vor allem absolutchronologisch datierbaren Keramikinventars eines abgebrannten Kellers samt angrenzenden Brunnen aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts eine nach wie vor größtenteils fehlende Grundlagenarbeit für die diesbezügliche Keramikforschung Süddeutschlands erstellt werden. Andererseits bildet insbesondere die Siedlungsarchäologie der frühen Neuzeit und des Dreißigjährigen Krieges aufgrund einer oftmals zu beobachtenden Konzentration auf die militärischen Aspekte dieses Konfliktes hier die Möglichkeit, mit den angetroffenen Funden und Befunden Einblicke in die Alltagskultur der ländlichen Bevölkerung dieser Epoche abseits der Kriegshandlungen zu erhalten, wenngleich auch Lindelach sich diesem Konflikt letztlich nicht entziehen konnte. Die bereits im Verlauf des abgeschlossenen Projektes geleisteten, umfangreichen Vorarbeiten bieten hier beste Voraussetzungen, mit einem vergleichsweise geringen Aufwand neue Ergebnisse vorzulegen, die unser Wissen um die Archäologie ländlicher Siedlungen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit bereichern und gleichsam Grundlagenarbeit für die Sachkultur- und Keramikforschung Nordbayerns leisten können. Denn obgleich diese Thematik nicht den öffentlichen oder wissenschaftlichen Impact von mittelalterlichen Pfalzen oder Gräberfeldern zu haben scheint, fehlen in vielen Teilen Süddeutschlands weiterhin archäologische Grundlagenarbeiten zur frühneuzeitlichen Siedlungsforschung. Aus diesem Grund sollen die erarbeiteten Ergebnisse mit anderen nationalen Forschungen zusätzlich auf einem öffentlichen Symposium vorgestellt, verglichen und erörtert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen