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Fachmedien und Fachöffentlichkeiten in der politischen Kommunikation

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269916422
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Mit dem Ziel, die „Etage unterhalb“ allgemeiner Massenmedien und der durch sie konstituierten Medienöffentlichkeit aufzuarbeiten, führte das Projekt Fachöffentlichkeiten und Fachmedien in die politischen Kommunikationsforschung ein. Auf theoretischer Ebene erarbeitete das Projekt ein heuristisches Modell, auf Grundlage dessen konkrete Formen von Fachöffentlichkeiten der politischen Kommunikation konzeptualisiert werden konnten. Fachmedien als deren Infrastruktur erfüllen die Aufgabe der gesellschaftlichen Integration in Politikfeldern, indem sie zwischen Akteuren und Interessen innerhalb einzelner Koalitionen in Policy-Netzwerken, zwischen Koalitionen verschiedener Policy-Netzwerke sowie zwischen Politikfeldern und relevanten Teilumwelten vermitteln. Die Inhaltsanalyse zeigte, dass die kommunikativen Vernetzungsfunktionen Bonding und Bridging komplementär sind und in der Regel themenunabhängig erfolgen. Vergleicht man die Befunde der Inhaltsanalyse mit den leitfadengestützten Experteninterviews, lässt sich konstatieren, dass Fachmedien die Akteurskonstellationen des Politikfeldes einerseits abbilden, andererseits schaffen Fachmedien in ihrer Rolle als Vermittler auch (neue) Verbindungen der Koalitionen und Teilumwelten. Die Synthese der beiden empirischen Teilstudien mit der Dokumentenanalyse konnte schließlich ein Zusammenwirken der Machtstrukturen der Politikfelder und der Fachöffentlichkeiten belegen, insbesondere wenn die wichtigsten politischen Akteure Fachmedien besitzen oder diese herausgeben. Verflechtungen von publizistischen Inhalten und der Beteiligungsstruktur der Medienorganisationen stellen ein besonderes Vermittlungsproblem von Fachmedien dar. Dies wird beispielsweise am Deutschen Ärzteblatt deutlich. Die Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung sind Anteilseigner und Herausgeber des Fachmediums und zählen zu den am häufigsten genannten Akteuren in der Berichterstattung. In der Berichterstattung kommt den Leistungserbringern im Ärzteblatt aber keine Monopolstellung zu, sondern sie treten mehrheitlich in Koalition mit anderen Akteuren der Gesundheitspolitik auf. Die dünne Linie zwischen der Vermittlung und der Parteinahme für bestimmte Interessenkoalitionen innerhalb von Politikfeldern lädt aber zu weiteren Forschungen ein. Zusammenfassend zeigt sich, dass Fachmedien unterschiedliche Vermittlungsleistungen für die Fachöffentlichkeit und das Politikfeld als Ganzes wahrnehmen. Sie vermitteln Fachwissen, verbinden und integrieren Akteure mit spezifischen Interessen und dienen als Diskussionsforen für (hoch-)spezialisierte Themen. Sie vernetzen außerdem Fachöffentlichkeiten, die auf gezielte Kommunikation innerhalb eines Netzwerks von politischen Akteuren angewiesen sind. Fachöffentlichkeiten, Fachmedien und Fachformate können damit als diskursiver Vorhof für die Bildung einer breiteren öffentlichen Diskussion und Meinung zu bestimmten politischen Themen dienen. Insgesamt leistete das Forschungsvorhaben damit einen wichtigen Beitrag zur kommunikations- und politikwissenschaftlichen Diskussion um neue Formen der Interessenvermittlung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017). Spezialisierung und Ausdifferenzierung von Medien und Öffentlichkeit als Herausforderung an eine Integrationsdisziplin. In M. Beiler & B. Bigl (Hrsg.), 100 Jahre Kommunikationswissenschaft in Deutschland. Von einem Spezialfach zur Integrationsdisziplin. Köln: Halem-Verlag
    Donges, P. & Grenz, F.
  • (2018). Fachöffentlichkeiten in der politischen Kommunikation. Erkundungen zwischen Medienöffentlichkeit und Policy-Netzwerken. SCM Studies in Communication, 7 (3), 392–422
    Grenz, F. & Donges, P.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5771/2192-4007-2018-3-392)
  • (2019). Fachmedien als Policy-Broker. Empirische Befunde zur Vermittlungsleistung in Politikfeldern. M&K Medien & Kommunikationswissenschaft, 67 (4), 417–436
    Donges, P. & Gerner, A.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5771/1615-634X-2019-4-417)
  • (2019). Specialized Publics in Political Communication. A Model of Communication Within and Across the Boundaries of Policy Fields. Annual Conference of the International Communication Association (ICA) in Washington/D.C.
    Donges, P., Gerner, A. & Grenz, F.
  • (2019). Differenzierung und Institutionalisierung des Medienund Kommunikationssystems. MedienJournal, 43(3), 27-45
    Donges, P., & Jarren, O.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.24989/medienjournal.v43i3.1831)
 
 

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