Case versus system: professional self-concept and logics of action of general practitioners in the context of attesting temporary incapacity to work due to mental illness
Final Report Abstract
Aus der wachsenden Bedeutung der Attestierung von Arbeitsunfähigkeit und deren Beendigung bei psychischen Beschwerden in der alltäglichen hausärztlichen Praxis resultieren konfligierende Interessen im Spannungsfeld von Einzelfall- und Systembezug in der hausärztlichen Praxis. Daraus sich darstellende Antinomien, die bislang in Aus-, Weiter- und Fortbildung kaum explizit transparent gemacht und reflektiert werden, bedürfen kontinuierlicher Professionsentwicklung, um Fehlentscheidungen und Deprofessionalisierung vorzubeugen. Um das spezifische professionelle Handeln von HÄÄ als eine Kombination wissenschaftlicher und hermeneutischer Kompetenz mit gleichzeitigem Fall- und Systembezug zu stärken, bedarf es Vermittlungs- und Reflexionsräume (z.B. Kurs der psychosomatischen Grundversorgung, Balintgruppen, Qualitätszirkel). Auf der Grundlage der Analyse der Interviews wurde eine Matrix zur Erstellung von Fallvignetten entwickelt. Die Fallvignetten werden zur Aus- Fort- und Weiterbildung verwendet. Weitere systematische Forschung zur Patientenperspektive und eine quantitative vignettenbasierte Überprüfung sind notwendig. Durch Fallvignetten und Veröffentlichungen in einschlägigen Zeitschriften für HausärztInnen hat das Projekt Interesse geweckt. Gegenstandsangemessen haben wir uns entschieden, mit der Grounded Theory und nicht biografieanalytisch vorzugehen. Die Beantwortung der Forschungsfrage erforderte sowohl biografische als auch systembezogene Zugänge. Die GT bietet Raum, um diese jeweiligen Zugänge zum Forschungsgegenstand zu erhalten. Da – anders als bei einer rein biografischen Fragestellung – die Forschungsfrage sowohl das subjektive Selbstverständnis des einzelnen Hausarztes auf der Mikroebene als auch die komplexen Systembezüge auf der Meso- und Makroebene anzielt, entschieden wir uns für die GT als Forschungsstil und Methodologie mit ihrem Potential, neue Forschungsfelder zu erschließen.
Publications
- (2016): Attestierung von Arbeitsunfähigkeit bei Patienten mit psychischen Beschwerden - Konfligierende Aufgaben und daraus abgeleitete Paradoxien hausärztlichen Handelns. Ärztliche Psychotherapie ; 11: 211–216
Herrmann, M., Matt-Windel, S., Spura A., Robra B.-P.
- Hausärzte und Spezialisten im Diskurs: Zielkonflikte beim attestieren von Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Beschwerden. 50. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin vom 29.9. -1.10. 2016 in Frankfurt
Herrmann, M., Gaertner, B. et al.
(See online at https://dx.doi.org/10.3205/16degam063) - „Zwischen Fall- und Systembezug“. Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der DGPM und der DKPM, 16.-19. 3. 2016 in Potsdam
Herrmann, M. et al.
- AU in der Grauzone – Konfliktfelder und Strategien bei der Krankschreibung von Patienten mit psychischen Beschwerden. Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der DGPM und der DKPM, 22.-24. 3. 2017 in Potsdam
Gaertner, B. et al.
- Certification of sickness by patients with mental complaints – Qualitative research of the antinomies and conflicts of GP´s daily practice; 20th Nordic Congress of General Practice in Reykjavik, Iceland, June 14-16th 2017
Herrmann, M. et al.
- Spannungsfelder ärztlichen Handelns bei der Attestierung von Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Beschwerden - eine qualitative Studie, DEGAM Jahreskongress 2017
Matt-Windel, S. et al.
(See online at https://dx.doi.org/10.3205/17degam210) - (2018): Längerfristige AU: Hausärzte im Spannungsfeld. Der Hausarzt Nr.09 pp. 37-40
Matt-Windel, S.; Wöpking, M.; Zembic, A., Gaertner, B., Herrmann, M., Robra, B.P., Spura, A., Windel, K.
- Antinomies in GP´s daily practice - Between particular case orientation and system references in the Certification of sickness by patients with mental complaints, WONCA Europe, Krakow, May 24. - 27th 2018
Herrmann, M. et al.
