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Unterrichtsprozesse in inklusiven Lernsettings: Zur Bedeutung von Lehrer-Schüler- und Schüler-Schüler-Interaktionen für die fachliche, personale und soziale Kompetenzentwicklung von Grundschülern

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270241616
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Ziel des vorliegenden Projekts war es, Zusammenhänge zwischen Lehrer-Schüler-Interaktionen, Schüler-Schüler-Interaktionen und der Kompetenzentwicklung von inklusiv lernenden Grundschulkindern zu prüfen. Da insbesondere das Co-Teaching als Maßnahme zur Binnendifferenzierung in heterogenen Lerngruppen betrachtet wird, wurde längsschnittlich untersucht, wie sich Interaktionsmuster unter der Bedingung der Anwesenheit einer zweiten pädagogischen Fachkraft verändern. Ergänzend hierzu wurde erhoben, in welchem Ausmaß Schülerinnen und Schüler sowie externe Beobachterinnen und Beobachter Binnendifferenzierung im Unterricht wahrnahmen. In der Zusammenschau legen die durchgeführten Analysen eine Veränderung der Interaktionsanteile unter der Bedingung des Co-Teachings nahe. Entsprechend der Hypothesen bestanden im Vergleich zu Schülerinnen und Schülern ohne SPF bei jenen Schülerinnen und Schülern mit einem SPF mehr aufgabenbezogene Interaktionen mit Pädagogen zu Lasten der aufgabenbezogenen Interaktionen mit Mitschülerinnen und Mitschülern. Entgegen der Erwartungen hatte der Umfang der Binnendifferenzierung - erfasst über Schüler- und Beobachtereinschätzungen sowie über das Ausmaß des Co-Teachings - keinen bedeutsamen Einfluss auf Leistungszuwächse und längsschnittliche Veränderungen der sozialen Integration. Dennoch wurde deutlich, dass ein positiver Zusammenhang zwischen dem Umfang des Co-Teachings und der Einschätzung zur sozialen Integration bestand. Somit zeigte sich keine Evidenz für den sogenannten nicht-intendierten Effekt einer verringerten sozialen Partizipation durch Co- Teaching. Wenngleich wichtige Erkenntnisse zu den Wirkungen sozialer Interaktionen in inklusiven Lernsettings gewonnen werden konnten, so blieb insbesondere offen, inwiefern eine stärkere Fokussierung (und damit Operationalisierung) der Unterschiedlichkeit der Interaktionsformen zu einer Verbesserung der Vorhersage von Schüler-Outcomes führt. So sollte in zukünftigen Studien der Frage nachgegangen werden, welche Qualität die beobachteten Interaktionen im inklusiven Unterricht haben, wobei ein Schwerpunkt darauf liegen kann, inwiefern es Pädagogen gelingt, Schülerinnen und Schüler mit einem SPF aktiv in qualitätsvolle Interaktionen einzubeziehen. Die Einschätzung der Qualität von Interaktionen benötigt im Kontrast zur Abbildung von Quantität jedoch hoch-inferente Auswertungsverfahren, wie z. B. die Kodierung von videographierten Interaktionssequenzen. Darüber hinaus scheint es lohnenswert, verstärkt mobile Technologien zu nutzen, um Schüler-Schüler-Interaktionen umfassender zu erheben. Im vorliegenden Projekt erfolgte die Kodierung der Interaktionen computergestützt durch externe Beobachterinnen und Beobachter und ausschließlich im Unterricht. Eine Erhebung der Interaktionen z. B mittels tragbarer RFID-Buttons oder smartphone-gestützter experience sampling Methoden (ESM) erlaubt es, Interaktionen über mehrere Stunden und in verschiedenen Kontexten zu erheben (z. B. während des Unterrichts vs. während der Pausen) unabhängig von der Anwesenheit einer externen Beobachterperson. Diese innovativen Technologien erproben wir derzeit in einer internationalen Forschungsgruppe, um die soziale Partizipation in inklusiven Lernsettings zu erfassen und zu fördern und schließen damit unmittelbar an die Erkenntnisse des vorliegenden Projekts an.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017, August). Does a differentiated instruction increase or decrease interactions between students? 17th European Conference for Research on Learning and Instruction EARLI, Tampere, Finland
    Bosse, S., Henke, T., Bogda, K. & Spörer, N.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.13140/RG.2.2.33505.40808)
  • (2018). Binnendifferenzierung im inklusiven Unterricht: Ein Vergleich der Schüler- und Beobachterperspektive. In F. Hellmich, G. Görel & M. F. Löper (Hrsg.), Inklusive Schul- und Unterrichtsentwicklung (S. 143-159). Stuttgart: Kohlhammer
    Henke, T., Bosse, S. & Spörer, N.
  • (2018). Inklusion aus der Perspektive der Lernenden: Veränderungen des Sozialklimas im Verlauf der Grundschulzeit. In K. Rathmann & K. Hurrelmann (Hrsg.), Leistung und Wohlbefinden in der Schule: Herausforderung Inklusion (S. 256-270). Weinheim: Beltz Juventa
    Bosse, S., Henke, T. & Spörer, N.
  • (2018, September). Wer interagiert mit wem? Erfassung von Schüler-Schüler- und Lehrer-Schüler-Interaktionen im inklusiven Unterricht mittels niedrig inferenter Beobachtungskategorien. 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Frankfurt/Main (Deutschland)
    Henke, T., Bosse, S. & Spörer, N.
 
 

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