Detailseite
Projekt Druckansicht

Koloniale Welten - Eine Vermessung des Kolonialismus in der Provinz

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270384142
 
Dieses Projekt untersucht die zentrale Frage nach der historischen wie auch der geschichtskulturellen Bedeutung des Kolonialismus für die deutsche Gesellschaft in mehreren Fallstudien. Es geht darum, wie tief das Phänomen des Kolonialismus in Gesellschaften der Metropolen hinein-reichte und diese beeinflusste. In diesem Sinne geht es um eine Vermessung des Kolonialismus als eines wichtigen historischen Phänomens sowie um die Beurteilung seiner Relevanz für unsere Gegenwart. Die grundlegende Vorannahme lautet, dass der Kolonialismus die Gesellschaften auch im Hinterland der Metropolen weitaus stärker prägte und in diesen immer noch sehr viel tiefer verankert ist, als dies bislang angenommen wurde. Nur in Städten lassen sich verschiedene Milieus am gleichen Ort untersuchen und die Frage beantworten, inwiefern und auf welche Weise der Kolonialismus in den Lebens- und Alltagswelten der verschiedenen sozialen Gruppen verankert war. Mit dem Projektnamen der kolonialen Welten wird zugleich darauf verwiesen, dass diese Gruppen die Kolonisierten und den Kolonialismus insgesamt auf ganz unterschiedliche Weisen imaginierten (Welt-Bilder), dass sie je nach Berufsfeldern und Tätigkeiten über ganz unterschiedliche, reale (Welt-) Beziehungen und (Welt-) Erfahrungen verfügten und je nach soziokultureller Verankerung auch ganz unterschiedliche Ordnungsvorstellungen ausbildeten, wie die Beziehungen zu anderen Gesellschaften gestaltet sein sollten (Welt-Entwürfe). Die Unterscheidung dieser drei Ebenen (konkrete und real fassbare Beziehungen und Erfahrungen, die Imaginationen und die normativen Vorstellungen) soll bei den drei Untersuchungen gewährleisten, dass die Manifestationen des Kolonialismus in einer Stadtgesellschaft systematischer gefasst werden können. Die Arbeit des Projektes wird durch drei Untersuchungsachsen strukturiert: Erstens soll anhand einer städtischen Gesellschaft in ihrer sozialen Breite, über die im Kaiserreich etablierten Milieugrenzen hinweg, erforscht werden, wie sich der Kolonialismus vor Ort manifestierte: Inwiefern prägte koloniales Denken das Handeln und die Weltsicht der Stadtbewohner (ohne die Verschiedenheit dieser Weltsichten zu ignorieren)? Zweitens werden Formen kultureller Aneignung untersucht, die in besonderer Weise mit dem Kolonialismus verknüpft waren und vor Ort einen institutionellen Niederschlag fanden. Hier kann man an die neuen mit der Kolonialherrschaft verbundenen Wissenschaftsdisziplinen wie die Geographie und die Ethnologie denken, für die Stadtgesellschaft waren jedoch die neu gegründeten völkerkundlichen Museen wichtiger. Drittens soll der geschichtskulturelle Umgang mit dem kolonialen Erbe analysiert werden, was sowohl die Geschichte des Kolonialrevisionismus seit dem Ende des Ersten Weltkriegs umfasst als auch die Frage nach einem adäquaten Umgang mit dem materiellen und dem ideellen Erbe des Kolonialismus.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung