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"Everybody". Eine transnationale Ikonografie
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Anna Schober-de Graaf
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Kunstgeschichte
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270437670
Das Projekt erstellt eine kulturhistorische Ikonografie der Figur des "everybody" und nimmt dabei insbesondere die jüngere Überlieferungsgeschichte dieser Figur in den Blick. Im Fokus stehen Figuren, die von Filmen, in Fotografien, aber auch in politischen Bildmedien, in der Produktwerbung oder im Internet eingesetzt werden, um "alle" anzusprechen und eine Wahrheit oder Realität des dabei Dargestellten zu verbürgen. Bekannt sind diese Figuren unter den Begriffen "der gemeine Mann" bzw. "die gemeine Frau", "jedermann", "der Mann von der Straße", "das Mädchen von nebenan" oder "allgemeine Person". All diesen Gestalten kommt oft eine utopiegeleitete und gegenwartskritische Rolle zu. Sie treten dann auch als "neue Menschen" auf und fungieren so als Träger und Trägerinnen eines Mythos des "neuen Lebens".Das Forschungsprojekt untersucht, wie die Figur des everybody in visuellen Medien auftritt, die seit den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu kulturell dominanten Vermittlungskanälen gesellschaftlicher Diskurse geworden sind. Es konzentriert sich insbesondere auf die Periode des Übergangs von der Angestelltengesellschaft der organisierten Moderne zur gegenwärtigen postmodernen Kreativgesellschaft und nimmt dabei zwei Zeitschnitte genauer in den Blick: den Umbruch um "1968" und den oft mit dem Schlagwort "Ende des Wohlfahrstsstaates" bezeichneten Einschnitt um 1990.Ausgangspunkt der Untersuchung sind filmische Repräsentationen des everybody. Im Zuge der Recherche wird das Medium Film jedoch durch ausgewählte Beispiele anderer Bildmedien ergänzt, wofür die für die beiden zentralen Untersuchungszeiträume charakteristischen Medien herausgegriffen werden (politische Werbung, Produktwerbung, intermediale Kunst, künstlerische und werbende Fotografie und das Internet). Innerhalb dieses Rahmens verfolgt das Projekt drei Ziele: Das erste Ziel besteht darin, eine plurale und transnational angelegte Ikonografie der Figur des everybody seit etwa 1960 zu erstellen. Zweites Ziel ist es, die untersuchten Figurationen in einer längeren Überlieferungsgeschichte politischer Popularisierungsfiguren zu verorten, die mit dem Umbruch hin zu potenziell demokratischen politischen Systemen seit dem 18. Jahrhunderts einsetzt. Drittes Ziel des Projekts ist es, aktuelle philosophische Konzeptualisierungen des everybody als Denkfigur zur Diagnostik der Gegenwart, wie sie in Zusammenhang mit den untersuchten Beispielen visueller Kultur auftreten, kritisch und vergleichend zu diskutieren.Im Verfolgen dieser Ziele analysiert das Projekt auch die vermittelnde, vergesellschaftende und mobilisierende Funktion der Figur des everybody innerhalb eines gesellschaftlichen Kontextes, der von gesteigert beweglichen, pluralen und oft flüchtigen Gruppenbildungsprozessen, von einem Zelebrieren der "Eigeninitiative" Einzelner und von Skepsis bezüglich Universalismen gekennzeichnet ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich