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Einfluss von Lebensalter und Sprachkompetenz auf die Verarbeitung morphologisch komplexer Wörter

Antragstellerin Dr. Antje Lorenz
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2014 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270844290
 
Im Fokus steht die lexikalische Repräsentation und Verarbeitung von Nominalkomposita (z.B. Goldfisch) in der Sprachproduktion sprachgesunder und sprachgestörter Erwachsener mit Aphasie (neurologisch bedingte Sprachstörung). Unsere bisherigen Daten zeigen, dass ältere sprachgesunde Probanden (65 + Jahre) zwar schlechter beim Benennen von Komposita abschneiden als junge Sprecher (18-35 Jahre), die Art der morpho-phonologischen Repräsentation von Komposita scheint sich jedoch nicht spezifisch durch die zunehmende sprachliche Erfahrung im Alter zu ändern. Unsere Daten stützen die Hypothese, dass Wortfindungsprobleme im Alter aus Beeinträchtigungen beim Zugriff auf Wortform-Repräsentationen (Morpheme) resultieren. Inwiefern sich dabei zusätzlich semantische Einschränkungen (z.B. verzögerte semantische Verarbeitung) auswirken, konnte mit den bisherigen Methoden nicht geklärt werden und soll im Fortsetzungszeitraum untersucht werden. Darüber hinaus ist die Art der lexikalischen Speicherung und des Abrufs von Komposita auf der Lemma-Ebene –insbesondere bei verzögerten oder defizitären Leistungen – noch nicht abschließend geklärt. In der Fortsetzungsphase sind Experimente zum Benennen von Komposita in verschiedenen Paradigmen geplant. Hier sollen erstmals auch Lexikalisierungsprozesse beim Erwerb neuer (unbekannter) Komposita (z.B. *Klavierfisch) nachvollzogen werden. Zum Einsatz kommen Experimente zum Benennen im Artikel-Priming-Paradigma, bei der kontinuierlichen (kumulativ semantischen) Bildbenennung, sowie ein Experiment zur rezeptiv-semantischen Verarbeitung im kontinuierlichen Kategorisierungs-Paradigma. Reaktionszeiten und Fehler werden aufgezeichnet. Zusätzlich wird in einigen Experimenten das kontinuierliche Elektroenzephalogramm (EEG) abgeleitet, um zusätzliche Informationen über die Art und den Zeitverlauf der zugrunde liegenden Prozesse zu erhalten. Außerdem werden nicht-sprachliche kognitive Verarbeitungsleistungen (Aufmerksamkeitskontrolle, Inhibition) erhoben, um deren Rolle für die Sprachproduktion zu untersuchen.Zusammengefasst sollen die folgenden Fragen geklärt werden: 1) Wie sind bekannte Komposita lexikalisch gespeichert und wie werden sie beim Sprechen abgerufen? 2) Wie funktioniert der lexikalische Neuerwerb von unbekannten Komposita? 3) Wie wirken sich semantische und lexikalische Verarbeitungsleistungen auf den Wortabruf bei älteren sprachgesunden und aphasischen Sprechern aus? 4) Welche Rolle kommt nicht-sprachlichen kognitiven Leistungen in der Sprachproduktion zu?Das Projekt bietet Erkenntnisse zu den funktionalen Mechanismen, die dem Wortabruf beim Sprechen zugrunde liegen sowie zu der Rolle nicht-sprachlicher kognitiver Verarbeitungsleistungen. Bislang gibt es kaum Bemühungen, diese Aspekte im Zusammenhang empirisch zu untersuchen. Die Ergebnisse bieten Implikationen für die Entwicklung neuer Methoden in der Aphasiebehandlung sowie für die Behandlung von Wortfindungsproblemen als Folge des gesunden Alterns.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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