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Informationen über die Kandidaten auf dem Stimmzettel und ihre Auswirkungen auf die Wählerzufriedenheit und das Wahlverhalten bei Wahlen mit offenen Listen

Antragsteller Christoph Sajons, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Statistik und Ökonometrie
Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 271128342
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In diesem Projekt wird hauptsächlich der Einfluss von Informationen auf dem Stimmzettel (Geburtsjahr, Beruf und Familienstand der Kandidaten) auf die Zufriedenheit der Wähler und deren Abstimmungsverhalten untersucht. Für die Analyse benutzen wir Daten aus einer großzähligen Nachwahlbefragung deutscher Wähler bei den simultan stattfindenden Kommunal- und Europawahlen 2014, in der ein Wahlexperiment mit verschiedenen Informationstreatments enthalten war, das sich an die Situation einer Kommunalwahl mit vielen Kandidaten innerhalb der Parteien anlehnt. Die empirischen Ergebnisse sind nicht eindeutig, was den normativen Nutzen von Informationen über die Kandidaten auf dem Stimmzettel angeht. Einerseits deuten Unterschiede in den Antworten der Teilnehmer und ihrer Bereitschaft überhaupt an der fiktiven Wahl teilzunehmen darauf hin, dass insbesondere die Auflistung der Berufe der Kandidaten in einem solchen Umfeld zu einer größeren Zufriedenheit mit der Wahl und einer größeren Wahlbeteiligung führt, was eine größere Legitimation der gewählten Vertreter und ihrer Entscheidungen bedeuten könnte. Andererseits können wir durch den Vergleich des Abstimmungsverhaltens der Teilnehmer über die unterschiedlichen Versionen hinweg zeigen, dass Angaben über die Kandidaten einen deutlichen Einfluss auf die Wahlentscheidung ausüben. Davon profitieren speziell Kandidaten mit Berufen, die auf einen höheren Bildungsstand schließen lassen oder männlich dominiert sind, und Kandidaten mit Kindern. Dies kann zu einer Verringerung der politischen Repräsentation der dadurch benachteiligten Gruppen (Nicht-Akademiker, Frauen und Kinderlose) führen, was die positiven Auswirkungen auf die politische Legitimation der Gewählten langfristig ausgleichen oder sogar in das Gegenteil wandeln könnte. Daneben beschäftigte sich das Projekt durch die Teilnahme an dem Sonderprogramm zur Integration von geflüchteten Wissenschaftlern auch mit mehreren Aspekten der Flüchtlingsforschung. Dabei wird zuerst untersucht, ob es möglich ist durch die Nutzung von Smartphones repräsentative Informationen über die Entwicklung der Integration von Geflüchteten über einen längeren Zeitraum hinweg zu sammeln. In einer Machbarkeitsstudie mit rund 530 befragten Geflüchteten im Südwesten Baden-Württembergs können wir zeigen, dass das Verschicken von Einladungen zu wiederholten Online-Befragungen zu sehr selektiven und immer kleineren Stichproben führt. Auf der anderen Seite scheint der Einsatz von Forschungsapps, die automatisch Informationen über den Aufenthaltsort des Smartphones und das Nutzerverhalten in Bezug auf Internet und Apps sammeln, aus methodischer Sicht vielversprechend. Die Bereitschaft zur Installation war zwar unter den Eingeladenen ziemlich gering, es konnten aber so gut wie keine systematischen Unterschiede zwischen Teilnehmern und Nichtteilnehmern festgestellt werden. Inhaltlich bieten die Antworten auf die Fragen zu Arbeit und Jobsuche einen guten Einblick in den Stand der Arbeitsmarktintegration im Sommer 2017. Es wird dabei klar, dass noch ein weiter Weg bis zu einer erfolgreichen Eingliederung der Mehrheit der Geflüchteten zu gehen ist. Als bedeutendstes Hindernis für die Suche nach einem Job sowie als Hauptgrund für die derzeitige Inaktivität wird dabei mit großer Mehrheit die nicht ausreichende Beherrschung der deutschen Sprache genannt. Dies unterstreicht die große Bedeutung von früher und intensiver Sprachförderung für die schnelle und erfogreiche Integration von Asylbewerbern. Zuletzt wird mit dem Einsatz eines modifizierten Wahlomaten rund um die Bundestagswahl 2017 versucht, die politischen und gesellschaftlichen Einstellungen von Migranten aus dem Nahen Osten zu ermitteln. Die dabei gewonnenen Informationen deuten daraufhin, dass dies eine Möglichkeit für die Forschung sein könnte, den typischerweise bei sensiblen Fragen auftretenden social desirability bias zumindest zu verringern.

 
 

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