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Das Ende der Vernunft in der Geschichte? Geschichtswissenschaft und Frauenbewegung in der Bundesrepublik der 1970er und 1980er Jahre

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 271350928
 
Diese zeithistorische Studie untersucht, wie in der Bundesrepublik Deutschland der 1970er und 1980er Jahre das neue Forschungsfeld der Frauen- und Geschlechtergeschichte entstand und die Geschichtswissenschaft veränderte. Obwohl historische Fragestellungen und Argumente in den damaligen Debatten um die Geschlechterordnung eine wichtige Rolle spielten, liegt hierzu noch keine eigenständige geschichtswissenschaftliche Untersuchung vor. Die Entdeckung des Geschlechts als sinnvolle Kategorie historischer Forschung fand an der Schnittstelle zwischen institutionalisierter Wissenschaft und alternativem feministischen Milieu statt. Getragen wurde der Prozess von unterschiedlichen Akteurinnen - etablierten Wissenschaftlerinnen, Doktorandinnen, Studentinnen und Feministinnen am Rand des akademischen Feldes - die anhand von Geschlechterfragen um Grundprobleme geschichtswissenschaftlicher Wahrheit stritten und dabei auch die Ordnung der Geschlechterverhältnisse in der Wissenschaft selbst in Frage stellten. Zur Disposition standen somit nicht nur fachliche Wahrheitsansprüche, sondern auch institutionelle Strukturen und soziale Praktiken wissenschaftlichen Alltagshandelns. Im Fokus des Projekts stehen die komplexen Aushandlungsprozesse, durch die sich das neue Wissensfeld konstituierte und wissenschaftliche Glaubwürdigkeit erlangte. Anschließend an neuere praxeologisch Zugänge der Historiographie- und Wissenschaftsgeschichte geht die Untersuchung der Frage nach, welche Bedeutung die jeweiligen Praktiken für die Wissensproduktion des neuen Forschungsfeldes und seine Integration in die Fachdisziplin hatten. Analysiert werden deshalb auf der einen Seite die entstehenden Netzwerke und Kommunikationswege, die sowohl universitäre Einrichtungen als auch das dichte Netz feministischer Kleinverlage, Archive und Bildungsveranstaltungen einschlossen. Ein besonderes Augenmerk gilt transnationalen Verbindungen zwischen deutschen und US-amerikanischen Historikerinnen, die für die wissenschaftlichen Debatten und Praktiken in der BRD entscheidende Bedeutung besaßen. Auf der anderen Seite untersucht das Projekt die Strategien, mit denen den neuen Konzepten sowohl in der Fachdisziplin als auch im feministischen Milieu Geltung verschafft werden sollte. Damit rücken auch die performative und die ästhetische Dimension wissenschaftlicher Tätigkeit in den Blick.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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