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Einfluss etablierter und subjektiv wahrgenommener und bewerteter individueller Charakteristika auf das Inanspruchnahmeverhalten von Menschen mit depressiven Störungen? Eine Längsschnittuntersuchung zur Ergänzung des „Behavioral Model of Health Services Use“ und zu bedarfskongruenter Inanspruchnahme

Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2014 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 271518504
 
Zwei von drei Personen, die die Diagnosekriterien für eine Depression erfüllen, nehmen keinen Kontakt zum Versorgungssystem auf. Was dazu führt, dass Menschen Versorgung in Anspruch nehmen, wird in theoretischen Modellen wie dem „Behavioral Model of Health Services Use“ beschrieben. Anders als in Modellen zum Gesundheitsverhalten wurde bisher nur selten die Perspektive der Betroffenen einbezogen. Da aber etablierte Charakteristika das Inanspruchnahmeverhalten nicht ausreichend erklären können, sollten subjektiv wahrgenommene und bewertete Charakteristika, zum Beispiel Krankheits- und Behandlungsvorstellungen sowie wahrgenommener Bedarf, in das Modell integriert werden. Untersucht wird, ob durch die Ergänzung subjektiver Charakteristika im „Behavioral Model of Health Services Use“ das Inanspruchnahmeverhalten von Menschen mit Depressionen besser erklärt werden kann. Weiterhin werden die Personen genauer betrachtet, die inkongruent zum objektiven Bedarf bzw. ihrem subjektiven Bedarf, depressionsspezifische Versorgung in Anspruch nehmen bzw. nicht in Anspruch nehmen. Zunächst soll beschrieben werden, wie groß der Anteil dieser Personen ist. Schließlich wird untersucht, wie Menschen die Inkongruenz in ihrem Verhalten erklären.Geplant ist eine prospektive, für eine Region repräsentative Längsschnittstudie mit zwei Messzeitpunkten durchzuführen. Durch eine ergänzende qualitative Befragung werden die quantitativen Daten tiefergehend beleuchtet. Zu T0 und 12 Monate später (T1) werden über Telefoninterviews etablierte und subjektive Charakteristika sowie die Inanspruchnahme in einer Stichprobe von n=768 Personen quantitativ erfasst. Außerdem werden zu T1 standardisierte Interviews zur Diagnostik psychischer Störungen geführt. Zusätzlich werden zu T1 in einer qualitativen, leitfadengestützten Erhebung bis zu 32 Personen zu Voraussetzungen und Gründen für ihre (Nicht-)Inanspruchnahme befragt. Neben einer deskriptiven und regressionsanalytischen Auswertung werden im Rahmen der Grounded Theory-basierten Auswertung der qualitativen Interviews auch Theorien zur inkongruenten Inanspruchnahme entwickelt.Die erzielten Ergebnisse sollen zur theoretischen Fundierung der Versorgungsforschung beitragen und weitere Faktoren im „Behavioral Model of Services Use“ differenzieren und empirisch überprüfen. Zudem soll die Perspektive der Betroffenen Erklärungen der inkongruenten Inanspruchnahme ermöglichen. Darüber hinaus können die Erkenntnisse zum Inanspruchnahmeverhalten auch zur patientenorientierten Gestaltung der Versorgung beitragen: Veränderbare Einflussfaktoren auf das Inanspruchnahmeverhalten stellen Ansatzpunkte für Strategien zur Erhöhung einer zum objektiven und zum subjektiven Bedarf kongruenten Inanspruchnahme von Menschen mit Depressionen dar.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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