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Cinepoetics - Poetologien audiovisueller Bilder

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung seit 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 271627691
 
Filmische Bilder modellieren die raum-zeitlichen Parameter und Schemata der Wahrnehmung und schaffen so neue Rahmungen kognitiver und semiotischer Prozesse. Diese These soll im Zentrum der Arbeit der KFG stehen. Sie zielt auf einen theoretischen Topos, der das Kino von den Anfängen der Filmtheorie bis in die Gegenwart philosophischer Debatten um den Film begleitet: dass nämlich filmische Bilder neue Formen des Denkens, ein 'Denken der Bilder' anzeigen. Darin kommt eine Vorstellung zum Tragen, die das medientheoretische Paradigma schlechthin betrifft: Gemeint ist die These, dass das Medium selbst die Botschaft sei. Sie besagt, dass Medien keineswegs bloße Mittel der Kommunikation gegebener Sachverhalte sind; vielmehr sind sie technische Erweiterungen unserer Wahrnehmung, welche die apriorischen Bedingungen des Verstehens, Urteilens und Imaginierens verändern. Die These selbst ist kaum umstritten. Der Rückbezug auf die Medialität ist in den Kulturwissenschaften und zunehmend auch in den Sozialwissenschaften obligatorisch. Die Frage, die sich die KFG stellt, betrifft denn auch vor allem die konkrete Umsetzung dieser These in Analysen der Diskurse filmischer Bilder. Auf solche Analysen bezogen steht der medientheoretische Topos in krassem Widerspruch zum weitaus größten Teil gegenwärtiger Filmforschung. Wenn Filme als Medien historischer, kultureller oder politischer Diskurse analysiert werden, sind in aller Regel die repräsentierten Sachverhalte gemeint. Wie aber lassen sich filmische Bilder als Diskurs analysieren, bewerten und in Diskurse einordnen, wenn wir sie nicht als Repräsentationen, sondern als technische Modellierung basaler Wahrnehmungsformen begreifen? Was ist dann überhaupt der Diskurs, den die Bilder hervorbringen? Diese Fragen sind aus unserer Sicht nicht primär von der Film-Produktion her zu beantworten, sondern durch einen Begriff vom Filme-Sehen, mit dem dieses Sehen selbst als eine Form der Produktion, als ein genuiner Akt der Hervorbringung beschrieben werden kann. Ziel der KFG ist es a.) den Topos vom Denken der Filme als eine Theorie der Poiesis des Filme-Sehens auszuarbeiten und b.) auf dieser Grundlage eine Methodologie der Analyse filmischer Diskurse zu entwickeln, mit der c.) die Geschichte audiovisueller Bewegungsbilder als Geschichte der Hervorbringung immer neuer Logiken eines Denkens in variablen Raum-Zeitschemata, d.h. als Poetologien eines Denkens in filmischen Bildern zu rekonstruieren ist.
DFG-Verfahren Kolleg-Forschungsgruppen
 
 

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