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Neubewertung von Chronologie und Stratigraphie des frühholozänen Fundplatzes Hohen Viecheln (Mecklenburg-Vorpommern) unter besonderer Berücksichtigung der diagnostischen Knochenartefakte

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2015 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 271652103
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt hat den mesolithischen Fundplatz am Nordufer des Schweriner Sees einer modernen Analyse unterzogen. Ziel des Projektes war eine zeitgemäße Analyse der Stratigraphie und die chronologische Einordnung typischer Knochen- und Geweihartefakte. Zudem wurden die über 300 Knochenspitzen in eine typologische Ordnung gebracht. Hierfür fand neben einer merkmalsbezogenen Artefaktaufnahme auch die Datierung der Funde statt, wodurch die Besiedlungsphasen auf dem Fundplatz bestimmt worden sind. Hinzukommend verbesserten die im Projekt gewonnenen Radiokarbondatierungen das Verständnis und die Datierung der Schichtenfolge auf dem Fundplatz. Durch eine merkmalskodierte Aufnahme der Knochenspitzen wurde die Typologie dieser Werkzeugform in eine formale Beschreibung überführt. Das verwendete Verfahren ist bisher nur für das Fundmaterial aus Hohen Viecheln gültig, ermöglicht in Zukunft aber die Integration weiterer Fundplätze, wodurch die Typologie und Ergologie von Knochenspitzen deutlich besser verstanden und studienübergreifend kommuniziert werden können. Am Fundplatz selber zeigte sich, dass Spitzen von Typ Duvensee eine deutlich längere Laufzeit aufweisen, als solche vom Typ Pritzerbe. Letztere scheinen ihren chronologischen Schwerpunkt im Boreal zu haben. Es wurde nur eine Spitze des Typs Dobbertin datiert, die jedoch jünger ist als die anderen beiden Hauptgruppen, wie sich anhand der Zeitstellung an der Grenze Boreal/Atlantikum zeigt. Einen wesentlichen Aspekt des Projektes stellte die direkte Datierung von Knochen- und Geweihartefakten dar. Hierzu wurde eine Probenstrategie genutzt, die darauf abzielte die Artefakte möglichst wenig zu schädigen. Ein genereller Ausschluss von Bereichen mit Arbeitsspuren und die Erhaltung von Messtrecken am Artefakt war wesentlich hierfür. Zusätzlich war es wichtig, dass besondere Stücke nach wie vor museal präsentierbar bleiben, indem die „Schauseite“ nicht zur Beprobung gewählt wurde. Die radiometrische Datierung der Funde konnte neben der zeitlichen Einordnung verschiedener Gerätetypen auch die Schichtenfolge an dem Fundplatz näher beleuchten, da es in der monographischen Vorlage verschiedene Widersprüche diesbezüglich gab. Durch eine repräsentative Probenauswahl konnten die unterschiedlichen Schichten zeitlich besser eingeordnet werden und es zeigte sich, dass Teile der Funde durch Erosionen verlagert worden sind. Zudem wiesen die neugewonnenen Daten eine zeitlich breitere Besiedlung des Fundplatzes Hohen Viecheln nach. Es zeigte sich, dass die einfache Zuordnung verschiedener Funde zu einer Besiedlungsphase anhand der Schicht nicht möglich ist. Insgesamt belegen die gewonnen Daten, dass der Fundplatz bereits im späten Präboreal genutzt wurde, wenngleich die Hauptbesiedlungsphasen im Boreal gelegen haben. Weitere, deutlich weniger ausgeprägte Nutzungen des Platzes ließen sich für das späte Boreal/frühe Atlantikum nachweisen. Einzelfunde zeigen darüber hinaus menschliche Anwesenheit für das Frühneolithikum und vielleicht sogar das Spätpaläolithikum an. Das Projekt konnte nicht nur die lange diskutierte Schichtfolge des Fundplatzes Hohen Viecheln neu bewerten und besser einordnen. Wesentliche Erkenntnisse ließen sich auch für die Typenfolge und Chronologie frühmesolithischer Knochenartefakte gewinnen, allem voran der Knochenspitzen. Durch einen international besetzten Workshop und eine daraus folgende Publikation wird Hohen Viecheln für die europäische Mesolithikumforschung deutlich erschließbarer als bisher und in andere Untersuchungen integrierbar.

 
 

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