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Mehrsprachige Rezeption frühchristlicher Apokryphen in Spätantike und Frühmittelalter: Die Pseudoklementinen

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 271852827
 
Das Projekt zur mehrsprachigen Rezeption der Pseudoklementinen ist Teil des Paketantrags "Europa polyglotta. Orte, Funktionen und Wirkungen der Mehrsprachigkeit in Spätantike und Mittelalter" und längerfristiger Forschungsvorhaben des Antragstellers. Die Pseudoklementinen schildern in autobiographischer Form die Erlebnisse des Klemens von Rom als Begleiter des Apostels Petrus auf dessen Missionsreisen. Der an die Klemenstradition und die Apostelgeschichte anknüpfende und die frühen Auseinandersetzungen zwischen Hellenentum und Judentum bzw. Christentum in freier Form gestaltende erste christliche Roman hat in Gestalt der Homilien und Rekognitionen eine mehrsprachige Rezeption erfahren. Die Homilien sind im griechischen Original erhalten. Dagegen gibt es von den Rekognitionen nur eine lateinische Übersetzung des Rufinus von Aquileia. Es existiert auch eine syrische Übersetzung, welche aus Teilen der Rekognitionen und Homilien besteht, und zwei größere mittelalterliche griechische Epitomen. Die mehrsprachige Rezeption dokumentiert sich auch in zahlreichen überwiegend kleineren griechischen, aber auch arabischen sowie georgischen, armenischen Epitomen und Epitomenfragmenten, im Miraculum und Martyrium Clementis sowie einer äthiopischen Petrusapokalypse mit Anklängen an die Rekognitionen und einem kirchenslawischen Fragment. Von der Rekonstruktion der Grundschrift der Pseudoklementinen aus den Homilien und Rekognitionen verlagerte sich das Forschungsinteresse seit dem Jahr 2000 auf die Untersuchung der Rekognitionen bzw. der Homilien als eigenständige Versionen des Klemensromans. Mit der Wortfeldmethode werden zentrale Begriffe und Wortfelder der Homilien, Rekognitonen und der daran anknüpfende Texte vergleichend untersucht. Es soll die Frage beantwortet werden, wie sich der Traditionsstrang unter dem Einfluss der als Rekognitionist und Homilist bekannten Redaktoren, aber auch späterer Übersetzer, Metaphrasten und Verfasser ergänzender Texte veränderte. Dabei wird angenommen, dass der gesamte Traditionsstrang in seinen verschiedenen Ausprägungen hinsichtlich bestimmter Grundbegriffe zwar unverändert blieb, aber etwa zum Zweck einer leichteren Aufnahme bei den sprachlich, kulturell, religiös und kirchenpolitisch unterschiedlich geprägten Rezipientengruppen in verschiedenen Regionen Europas in Bezug auf mögliche Referenzpunkte ihrer kollektiven Identität wie der sprachlichen Gestaltung des Wortfelds "Hellenen, Barbaren" gezielt verändert worden ist. Die Veränderungen reichen von sprachlich-begrifflichen Verschiebungen, die weitreichende Wirkungen für die Identitätsbildung haben können, über Ergänzungen der Schicksale des Klemens, die bestimmte Örtlichkeiten und regionale Räume Europas stärker hervorheben und andere neu für die Klemenstradition erschließen, bis zu kirchenpoltisch belangvollen Kürzungen und kirchentrennend wirkenden, verfälschenden Interpolationen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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