Detailseite
Lesekompetenzentwicklung bei Zweitklässlern: Konstruktion einer Testreihe zur prozessbezogenen Lernverlaufsdiagnostik mit Hilfe regelgeleiteter Itemdesigns
Antragstellerin
Dr. Natalie Förster
Fachliche Zuordnung
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273342676
Diagnostische Informationen über Lernverläufe stellen im schulischen Kontext eine rationale Basis für Förderentscheidungen dar, indem sie nicht nur Rückmeldungen zum Leistungsniveau sondern auch zu Leistungsänderungen geben. Vorliegende, zu diesem Zweck entwickelte Testverfahren im Lesen (Verlaufsdiagnostik sinnerfassenden Lesens (VSL), Lernfortschrittsdiagnostik Lesen (LDL)) unterscheiden jedoch nicht zwischen verschiedenen Teilprozessen des Leseverstehens. Des Weiteren führten bisherige Konstruktionsansätze nur bedingt zu homogen schwierigen Paralleltests, was die Interpretation von Lernverläufen beeinträchtigt. Im Rahmen des Forschungsprojektes soll mit Hilfe einer regelgeleiteten Itemkonstruktion (d. h. der gezielten Variation von Itemmerkmalen) eine Testreihe aus vier äquivalenten (homogen schwierigen) Tests entstehen, mit der die Effizienz der Teilprozesse des Lesens auf Wort-, Satz- und Textebene erfasst wird. Eine praktische Herausforderung für Tests zur Lernverlaufsdiagnostik liegt dabei darin, dass sie neben einer hohen psychometrischen Güte auch ökonomisch im Sinne einer kurzen Durchführungsdauer und Auswertungszeit sein sollten. Mit Hilfe der internetbasierten Plattform zur Lernverlaufsdiagnostik quop, die die Durchführungs- und Auswertungsökonomie gewährleistet, sollen 53 zweite Klassen (N = 1219) insgesamt vier Tests im Abstand von jeweils drei Wochen am Computer bearbeiten. Zur Kalibrierung der Daten wird dabei ein Testheft-Design verwendet, wodurch alle Items zu allen Messzeitpunkten von jeweils einem Viertel der Stichprobe (N = 304) bearbeitet werden. Ergänzend werden in einer Teilstichprobe (12 Klassen, N = 276) Paper-Pencil-Tests zu Lesekompetenz, Mathematikleistungen und Intelligenz sowie Lehrereinschätzungen der Lesekompetenz zur Validierung erhoben. Das Forschungsprojekt untersucht die psychometrischen Gütekriterien der Testreihe und geht im Besonderen der Frage nach, inwiefern ein regelgeleiteter Konstruktionsansatz die Entwicklung äquivalenter Paralleltests unterstützt. Zudem sollen Itemmerkmale auf Wort-, Satz- und Textebene identifiziert werden, die a) die Akkuratheit sowie die Bearbeitungszeit der Items maßgeblich beeinflussen und b) in besonderer Weise sensitiv für Lernzuwächse sind. Die IRT-Modellierung soll anhand eines hierarchischen Modells erfolgen, das simultan die Fähigkeit und Bearbeitungsgeschwindigkeit auf Personenseite sowie die Itemschwierigkeit und Itemlatenz auf Aufgabenseite schätzt. Ziel des Forschungsvorhabens ist es zum einen, eine Testreihe zu entwickeln, die zukünftige Forschungsarbeiten zu individuellen Entwicklungsverläufen der Lesekompetenz, der Interdependenz der Teilprozesse des Leseverstehens und ihrer Entwicklung sowie interindividueller Unterschiede in der Lesekompetenzentwicklung inklusive zentraler Einflussfaktoren ermöglicht. Zum anderen sollen verallgemeinerbare Prinzipien für die Konstruktion von Tests zur Lernverlaufsdiagnostik abgeleitet werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen