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Grundlegende Fragen der Verhaltensbeobachtung: Informationsmenge, Informationsüberlappung, Sequenzeffekte und Beurteiler-induzierte Konsistenz
Antragsteller
Professor Dr. Daniel Leising
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273683842
Obwohl Verhaltensbeobachtung in vielen sozialwissenschaftlichen Disziplinen eine wichtige Rolle spielt, sind fundamentale Fragen im Zusammenhang damit noch immer ungeklärt. Das hier beantragte Projekt beinhaltet ein innovatives Design, anhand dessen diese Fragen geklärt werden können: (1) Informationsüberlappung: Müssen zwei Beurteiler exakt dasselbe Verhalten einer Person beobachten, um zu ähnlichen Schlüssen über diese Person zu kommen, oder reicht es aus, wenn die Beobachter zwar dieselbe Person aber verschiedenes Verhalten beobachten? (2) Sequenzeffekte: Stimmen Verhaltensbeobachtungen besser miteinander und mit externen Maßen für tatsächliche Merkmalsausprägungen überein, wenn sie durch Vergleich mit dem Verhalten anderer Personen kalibriert werden können? Halten sich Beobachter zu Beginn von Beurteilungssequenzen mit extremen Beurteilungen eher zurück? (3) Beurteiler-induzierte Konsistenz: In welchem Umfang geht die trans-situationale Konsistenz von Verhaltensbeurteilungen durch denselben Beobachter auf die tatsächliche Stabilität der Merkmale der beurteilten Person zurück (anstatt auf die Tendenz des Beobachters, sich ein möglichst konsistentes Bild zu machen)? (4) Informationsmenge: Lässt sich der Befund replizieren, dass vergleichsweise akkurate Beurteilungen von Persönlichkeitsmerkmalen bereits auf Grundlage von sehr wenigen (etwa sechs) kurzen Verhaltensstichproben gewonnen werden können? Und wie verhält sich dies, wenn alle Beurteilungen durch die gleiche Person vorgenommen werden? Zur Beantwortung dieser Fragen wird ein streng kontrolliertes Design realisiert, in dem das Verhalten von 200 Personen in jeder von 20 sehr unterschiedlichen, standardisierten Situationen auf Video aufgezeichnet und anschließend von Beobachtern bei Nullbekanntschaft beurteilt wird (d.h. die Beobachter haben weder andere Informationen über die beurteilten Personen, noch interagieren sie mit diesen). Ein zentrales Designmerkmal besteht darin, dass entweder derselbe Beobachter dieselbe Person in vielen Situationen beurteilt, oder jeder Beobachter eine größere Zahl von Personen in nur einer einzigen Situation. Zusätzlich wird sowohl das Ausmaß, in dem die Beobachter dieselben oder verschiedene Verhaltensausschnitte derselben Person beurteilen, als auch die Reihenfolge, in der die Information dargeboten wird, experimentell variiert. Die Ergebnisse der Studie werden dazu beitragen, die Methodik der Verhaltensbeobachtung besser zu verstehen, und damit in zukünftigen Forschungsprojekten gewinnbringender einsetzen zu können. Vor allem jedoch erlaubt die Studie einen Test zentraler, aber bislang unüberprüfter Annahmen der einschlägigsten Modelle zur Personenwahrnehmung.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen