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Internationalisierungsprozesse der Europäischen Ethnologie im Kontext des Kalten Krieges von 1945 bis 1970

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273765394
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt zielte auf Prozesse der Internationalisierung in volkskundlichen bzw. kulturanthropologischen Disziplinen im Kontext des Kalten Krieges zwischen 1945 und 1970. Nach 1945 setzten auch von globalen Akteuren wie der UNESCO geförderte Aktivitäten der transnationalen Vernetzung ein. Dies betraf ein Vielnamenfach, das aufgrund von Funktionalisierungen als nationalkulturelle Selbstdeutungsagenturen durch eine Vielfalt von Sonderausprägungen und Fachstilen, durch disziplinäre Spannungen zwischen Folkloristik und materieller Kultur sowie Volks- und Völkerkunde und divergierenden Orientierungen an philologischen Traditionen, universell interessierter Kulturanthropologie, sowjetisch geprägter Ethnographie u.a. Wissensbeständen geprägt war. Die erkenntnisleitenden Interessen bezogen sich zum einen auf das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, die Frage also, inwieweit die politischen Kontexte des Kalten Krieges als wechselseitige Ressourcenkonstellationen Internationalisierung beförderten, behinderten oder eine ambigue Gleichzeitigkeit systemisch bedingter Kooperation und Konkurrenz erzeugten. Hier kristallisierten sich unterschiedliche Phasen ab. Zwischen Ende der 1940er-Jahre und 1964 bildeten die internationalen Aktivitäten die politische Blockkonstellation größtenteils ab. Maßgeblich waren die Initiativen der Commission Internationale des Arts et Traditions Populaires (CIAP), welche bei klar westlicher Orientierung die von der sowjetisch Ethnographie geprägten Fächer des Ostblocks weitgehend ignorierten. Mit der Umwandlung in die Société Internationale d’Ethnologie et de Folklore (SIEF) 1964 vollzog sich eine Öffnung, welche über die politischen Grenzen des Kalten Krieges nun eine Gleichzeitigkeit von Kooperation und Konkurrenz ermöglichte. Im Fokus stand zum anderen die Frage, inwieweit die Bedingungen forcierter Internationalisierung die Ausbildung der kognitiven Identität einer international identifizierbaren Disziplin begünstigten. Konnte überhaupt von einer präzise identifizierbaren Disziplin gesprochen werden oder nicht eher von einem offenen disziplinären Feld? Genau dies stimulierte zunächst nachhaltig die transnationalen Aktivitäten und provozierte Selbstverständigungsprozesse um die kognitive Identität eines gemeinsamen Faches mit einem verbindlichen und verbindenden Bestand gemeinsamer Theorien, Methoden, Problemauffassungen und Denkstile. Spätestens nach der politisch-ideologisch und disziplinär äußerst konfliktbehafteten Tagung von Arnhem 1955 verlagerten sich die Internationalisierungsaktivitäten markant von der Ebene disziplinärer Selbstverständigung auf jene forschungspraktischer Zusammenarbeit. Die Frage disziplinärer Zusammengehörigkeit blieb eine offene.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Forced Internationality of a National Discipline. ‘Cold Wars’ in the Transformation Process of Volkskunde after 1945. In: Journal of European Ethnology and Cultural Analysis (JEECA) 2017, 2 (2): 104–125
    Anita Bagus
  • Forcierte Internationalität in einer nationalen Disziplin. „Kalte Kriege“ im Transformationsprozess der Volkskunde nach 1945. In: Zeitschrift für Volkskunde 2/2017, S. 201-222
    Anita Bagus
  • Internationalization Processes of European Ethnology during the Cold War, from 1945 to 1970 – political and disciplinary boundaries. In: SIEF-News 2018, S. 28-31
    Anita Bagus
  • Internationalisierungsprozesse in der Volkskunde/ Europäischen Ethnologie nach 1945. Bedeutungen, Chancen, Grenzen. In: Sabine Eggmann et al. (Hrsg.): Orientieren & Positionieren, Anknüpfen & Weitermachen: Wissensgeschichte der Volkskunde/Kulturwissenschaft in Europa nach 1945. Münster 2019, S. 63-86
    Anita Bagus
  • Lokales Wissen und nationale Fachgeschichten. Plädoyer für eine Internationalisierung ethnografischer Wissenschaftsgeschichte. In: Sabine Eggmann et al. (Hrsg.): Orientieren & Positionieren, Anknüpfen & Weitermachen: Wissensgeschichte der Volkskunde/Kulturwissenschaft in Europa nach 1945. Münster 2019, 423-432
    Friedemann Schmoll
 
 

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