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Flexible und robuste Mischungsmodelle zur Identifikation struktureller Schocks in Finanzzeitreihen

Fachliche Zuordnung Statistik und Ökonometrie
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273769120
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Identifikation kontemporärer struktureller Effekte in vektorautoregressiven Modellen ist ein wichtiges Anliegen der ökonometrischen Analyse multivariater Zeitreihen, denn es sind diese Effekte, die ein Modell ökonomisch interpretierbar machen. Ein wichtiges Beispiel ist etwa die Untersuchung der Übertragungs- und (möglicherweise) Ansteckungsmuster von Schocks auf Finanzmarkten. Wir können zwar messen, ob und mit welcher Intensität Anlageklassen dazu neigen, sich gleich- oder gegenläufig zu verändern, jedoch konnen diese Befunde nicht ohne weiteres ökonomisch interpretiert werden. Für eine solche inhaltliche Interpretation müssen wir versuchen zu eruieren, in welche Richtung und mit welcher Intensität sich Schocks in speziellen Märkten auf andere Märkte übertragen, und ob diese Wirkungsmechanismen sich in Krisenzeiten verändern. In diesem Projekt arbeiten wir an Methoden, die eine solche Identifikation der strukturellen Schocks von Finanzzeitreihen ermöglichen und sich zu diesem Zweck typische statistische Eigenschaften von Finanzzeitreihen zunutze machen. Zu diesen Eigenschaften gehören z.B. der Wechsel von eher ruhigen und sehr turbulenten Marktphasen und die Tendenz vieler Märkte, sowohl relativ viele recht kleine und relative viele recht große Ausschläge nach oben und unten zu generieren (Leptokurtosis). Die Methoden wurden unter anderem auf die Untersuchung von Schocktransmissionen auf den europäischen Anleihemärkten angewandt. Von Interesse ist dabei insbesondere das Verhalten nach Ereignissen wie die Herabstufung griechischer Staatsanleihen durch die Ratingagentur S&P (von A- auf BBB+) im Dezember 2009 (auf die hier der Beginn der akuten Euro-Krise datiert wird) oder die Ankündigung Draghis vom 26. Juli 2012, die Eurozone „whatever it takes" zu stabilisieren. Insgesamt können durch die Analyse einige etablierte Mechanismen der zeitvariablen Risikobeurteilung auf Anleihemärkten bestätigt werden. Insbesondere verlieren nach Beginn der Euro-Krise die gemeinsamen Faktoren an Bedeutung, während länderspezifische (und gegenläufige) Schocks an Bedeutung gewinnen und die veränderte Risikowahrnehmung der Akteure widerspiegeln. Durch Draghis Stabilisierungsversprechen werden dann die alten Reaktionskanale teilweise restituiert, jedoch spielen die länderspezifischen Schocks insbesondere für die südlichen Kernlander des Euroraums eine wesentlich größere Rolle also in der Vorkrisenzeit.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2018). A multivariate regime-switching GARCH model with an application to global stock market and real estate equity returns. Studies in Nonlinear Dynamics and Econometrics 22(3), 1-27
    Haas, M. und J.-C. Liu
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1515/snde-2016-0019)
  • (2018). A note on the absolute moments of the bivariate normal distribution. Economics Bulletin 38, 650-656
    Haas, M.
  • (2019). Euro Area Bond Market Interdependence and Shift Contagion. QBER Discussion Paper 5/2019
    Müller, S.
  • (2019). FX Pricing and Strategic Trading. QBER Discussion Paper 4/2019
    Haas, M. und S. Müller
 
 

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