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A Digital Synopsis of Mishnah and Tosefta

Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273844901
 
Der zentrale Text des klassischen rabbinischen Judentums ist die Mischna: ein ca. 200 n.d.Z. in Palästina entstandenes Rechtskompendium, das bereits in der Antike kanonischen Status erlang. Auf der Grundlage der Mischna entstanden in Palästina und Babylonien Kommentarwerke, die als Jerusalemer und Babylonischer Talmud bekannt sind. Im Laufe der Zeit wurden die Mischna und der Babylonische Talmud von den Juden als eine "zweite Schrift" geheiligt - zweifellos ist dieMischna also eines der wesentlichen, formativen Schriften des Judentums.Die Tosefta (wtl. "Hinzufügung") ist ein weiteres Rechtskompendium, das ca. ein bis zwei Generationen später (ca. 250 n.d.Z.) entstanden ist. Sie teilt mit der Mischna die gleiche, übergreifende Struktur: die Einteilung in sechs Ordnungen, die wiederum in 60 Traktate zerfallen, und einen großen Teil an sich überschneidendem Material beinhalten. Eine Definition der genauenBeziehung zwischen den beiden Textkorpussen ist jedoch ein schwieriges Unterfangen: Einerseits scheint die Tosefta den Mischnatext oft vorauszusetzen, zu erläutern, oder zu erweitern. Sie wurde daher traditionell als ein Kommentar zur Mischna verstanden. Andererseits wurde in der neuesten Forschung vorgeschlagen, dass einzelne Toseftaperikopen eine frühere Version des Gesetzes bewahren, oder als eine Homilie zur entsprechenden Mischnapassage zu lesen sind (Friedman2003; Hauptman 2005).In diesem Projekt streben wir an, Wissenschaftlern die Bestimmung der Beziehung zwischen der Mischna und der Tosefta zu ermöglichen. Dies ist ein für sich genommen bereits wichtiger Beitrag zur Erforschung der Rabbinischen Literatur, der jedoch auch weitreichendere Bedeutungen hat: Als in der Landessprache des Römischen Reiches verfasste Texte geben uns Mischna und Tosefta Einblicke in Prozesse von Romanisierung und Akkulturation der Juden im Römischen Mittleren Osten, und Erkenntnisse zur Geschichte des Rechts, der Geschlechterordnung, zu Wirtschaft und Ritual im Römischen Palästina (Ilan 1997, 2006; Lapin 2012). Darüber hinaus ist die Mischna als das primäre, kulturelle Erbe des rabbinischen Judentums auch für das zeitgenössische Judentum von Gewicht: sie wird in unzähligen Schulen, religiösen und säkularen Akademien, von Studiengruppen und Individuen studiert.Das Ergebnis unseres Projekts, das für alle Interessierten zugänglich sein wird, ist eine webbasierte Anwendung, die es dem Besucher ermöglicht zu browsen, nach bestimmten Passagen zu suchen und Parallelen zu ermitteln. Außerdem werden Besucher der Website die jeweiligen Manuskript-Varianten für jeden Textkorpus abrufen können. Unsere Arbeit wird die Früchte der akademischen Expertise zu diesem Text damit in die Reichweite von "Laien" und Wissenschaftlern gleichermaßen bringen. Unser Projekt leistet außerdem auch einen Beitrag zum Aufbau und zur Weiterentwicklung digitaler Hilfsmittel für andere Projekte, wie zum Beispiel zur Entwicklung von spezifischen Algorithmen zum Textvergleich.
DFG-Verfahren Forschungsdaten und Software (Wiss. Literaturversorgung und Informationssysteme)
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartner Professor Dr. Hayim Lapin
 
 

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