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Evaluation von Internet-basierter kognitiv-verhaltenstherapeutischer Selbsthilfe für Verfolgungsideen und Stimmenhören
Antragsteller
Professor Dr. Steffen Moritz
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273872009
Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung, die mit erheblichen persönlichen und gesellschaftlichen Belastungen einhergeht. Der etablierten Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie bei Psychose (KVTp) zum Trotz ist die Dissemination von KVTp in das Gesundheitssystem weiter unzureichend. Obwohl nationale Leitlinien in Großbritannien empfehlen, dass KVTp jeder Person mit psychotischen Symptomen angeboten werden sollte, erhalten weniger als 50% nicht einmal eine einzige KVTp-Sitzung. In Deutschland sind psychotherapeutische Ansätze wie KVTp für Patienten mit Schizophrenie "faktisch nicht in der psychotherapeutischen Versorgung repräsentiert" (Klingberg & Wittorf, 2012, S. 916). Internet-basierte kognitive Verhaltenstherapie hat sich bei Angst- und depressiven Störungen als machbar und wirksam erwiesen. Seit kurzem werden Internet-basierte (Selbsthilfe-)Interventionen vermehrt auch mittels Smartphones (als App) distribuiert. Die Machbarkeit von Internet-basierten Behandlungen für Patienten mit Schizophrenie ist für Internet-basierte Interventionen gut belegt (z.B. Medikations-Management) und wird auch für Smartphone-Apps berichtet. Nach bestem Wissen gibt es bisher nur eine einzige Studie (N=90), die eine Internet-basierte Intervention mit Symptom-spezifischen, kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen bei Psychose untersucht hat und aus unserer Arbeitsgruppe stammt. Die Merkmale des beantragten Projekts sind 1) die erstmalige Evaluation einer Symptom-orientierten, KVTp-basierten Selbsthilfe für Menschen mit psychotischen Symptomen mittels Internet und 2) die Untersuchung der Verbesserung von Internet-basierter Selbsthilfe mithilfe von Smartphone Apps. Die beiden randomisiert kontrollierten Studien haben jeweils zwei aktive Behandlungsbedingungen und eine Wartelistenkontrollbedingung. Studie I evaluiert eine Internet-basierte Selbsthilfe für Verfolgungsideen, Studie II für akustisch-verbale Halluzinationen. Die beiden aktiven Bedingungen sind 1) Zugang zur Selbsthilfe-Webseite mit regelmäßigem elektronisch-schriftlichem Kontakt zu einem Guide, und 2) Zugang zur geleiteten Selbsthilfe-Website mit zusätzlicher Nutzung von Smartphone-Apps mit interaktiven Arbeitsblättern. Die Studien kombinieren die Vorteile von niedrigschwelligen Internet-basierten Programmen (z.B. Anonymität) mit den Vorzügen klinischer Studien (z.B. Symptomerfassung und diagnostische Abklärung im Interview). Primäre Outcome-Maße sind Verfolgungswahn (Studie I) und akustisch-verbale Halluzinationen (Studie II). Sekundäre Outcome-Maße beinhalten Abschluss- bzw. Abbruchquoten, allgemeine Psychopathologie, Nebenwirkungen und Zufriedenheit. Das Projekt untersucht erstmals, ob KVTp-Interventionen in einem Internet-basierten Selbsthilfeformat wirksam sind. Positive Befunde würden den Weg für eine niedrigschwellige Behandlungsoption für Patienten mit psychotischen Symptomen ebnen, denen eine derzeit psychotherapeutische Versorgung oft vorenthalten wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Mitverantwortliche
Professor Dr. Thomas Berger; Professor Dr. Stefan Westermann