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Die prosodische Syntax des Deutschen - Sprachproduktion und Grammatik
Antragsteller
Privatdozent Dr. Gerrit Kentner
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 274137550
Es ist unstrittig, dass die Prosodie auf die Wahl syntaktischer Konstruktionen und auf die Abfolge von Konstituenten im Satz Einfluss haben kann. Allerdings ist ein prosodischer Einfluss auf den Satzbau weder in Sprachproduktions- noch in aktuellen Grammatiktheorien für das Deutsche vorgesehen oder gar systematisch modelliert worden. Es ist nicht geklärt, welche prosodischen Faktoren für den Satzbau eine Rolle spielen und wie stark und unmittelbar ihre Wirkung auf die grammatische Enkodierung in der Spontansprache ist. Ziel dieses Projekts ist, für das Deutsche zu klären, welche prosodischen Anforderungen syntaktische Konsequenzen haben können; dazu werden im Sprachproduktionsexperiment und anhand von Korpora gesprochener Sprache systematisch prosodische Phänomene untersucht, deren Bedingungen syntaktisch (d.h. über Wortgrenzen hinweg) wirksam sein können; mit der Auswahl dieser Phänomene werden wesentliche Teile der prosodischen Hierarchie abgedeckt (Intonationsphrase, phonologische Phrase, prosodisches Wort/Fuß). Für diese Domänen wird untersucht, welchen Einfluss sie a) auf die Wahl der syntaktischen Konstruktion und b) auf die Konstituentenfolge im Satz haben. Wir überprüfen konkret die folgenden Hypothesen: i. Prosodische Phrasierung und Wahl der syntaktischen KonstruktionSprecher berücksichtigen bei der Formulierung von Inhalten spontan die prosodische Wohlgeformtheit und richten die Wahl einer syntaktischen Konstruktion und ihre Stellung im Satz nach einer möglichst günstigen prosodischen Phrasierung. ii. Prosodische Balance und WortabfolgeSprecher bevorzugen Strukturen, die sich in gleichmäßig große prosodische Konstituenten phrasieren lassen (prosodische Balance). Diese Präferenz hat Einfluss auf die Stellung von flexibel linearisierbaren Konstituenten. iii. Rhythmus und SyntaxSprecher nutzen syntaktische Wahlmöglichkeiten zur Optimierung des linguistischen Rhythmus', der sich aus dem Wechsel akzentuierter, betonter und unbetonter Silben ergibt. Die Experiment- und Korpusdaten werden zur psycholinguistischen und grammatiktheoretischen Modellbildung herangezogen. Mit Hilfe der Ergebnisse können wir klären, welche Stadien der grammatischen Enkodierung von welchen prosodischen Anforderungen beeinflusst werden und wie stark die prosodischen Effekte im Vergleich zu anderen relevanten Faktoren sind. Schließlich wird erörtert, a) in wieweit die Datenlage mithilfe der bekannten grammatischen Beschränkungen der Syntax-Phonologie-Schnittstelle erklärbar ist, und b) welche Rolle die grammatischen Beschränkungen im Sprachverarbeitungsprozess spielen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen