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Textsortenentwicklung zwischen Standardisierung und Variation: Das Beispiel der Ansichtskarte. Text- und korpuslinguistische Untersuchungen zur Musterhaftigkeit privater Fern- und Alltagsschriftlichkeit

Antragstellerin Dr. Regina Bergmann, seit 10/2017
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 274182178
 
Am Deutschen Seminar der Universität Zürich ist ein Korpus von rund 10'000 Ansichtskarten entstanden, die eine Zeitspanne von 1898 bis 2014 abdecken. Die Karten wurden erfasst, sortiert und eingescannt. Damit liegt ein Korpus vor, das text- und korpuslinguistisch höchst vielversprechend erscheint und sich für eine Weiterentwicklung der Kombination textsorten- und korpuspragmatischer Vorgehensweisen anbietet. Ansichtskarten stellen eine Textsorte dar, die in der Forschung bislang noch nicht viel Aufmerksamkeit gefunden hat. Insbesondere mangelt es an empirisch breit fundierten und korpuslinguistisch anspruchsvollen Untersuchungen. Hier setzt das vorliegende Gesuch mit seinen Fragestellungen an, die insbesondere am Fall der Urlaubsansichtskarten verfolgt werden sollen: (1) Textsortenlinguistik und Korpuspragmatik, diachron und synchron: Musterhaftigkeit im Spannungsverhältnis von Standardisierung und Variation. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die Ansichtskarte als ein Motor der Ausprägung spezieller kommunikativer Zwecke im Kontext der privaten Fern- und Alltagsschriftlichkeit entwickelt und Hand in Hand damit stark muster- und formelhafte sprachliche Lösungen zur Umsetzung dieser Zwecke hervorgetrieben, die deshalb für eine text- und korpuslinguistische Untersuchung von Standardisierung und Variation sowie der Analyse von kommunikationsgeschichtlichen Umbrüchen besonders vielversprechend erscheinen. (2) Textsortenlinguistik und Korpuspragmatik: Musterhaftigkeit als gemeinsamer methodologischer Nenner Die Textsortenlinguistik ist bis heute durch eine im weitesten Sinne qualitative Vorgehensweise geprägt und hat insgesamt noch wenig von computer- und korpuslinguistischen Datenaufbereitungs- und Untersuchungsverfahren profitieren können. Umgekehrt arbeiten zwar Korpus- und Computerlinguistik in der Regel mit Korpora, die aus Texten bestehen, profitieren aber ihrerseits noch wenig von genuin textlinguistischen Konzepten und Analysekategorien. Urlaubsansichtskarten erscheinen als bekannt formelhafte und zugleich sehr überschaubare Textsorte besonders geeignet, ein Konzept von Musterhaftigkeit zu entwickeln, das text- und korpuslinguistische Perspektiven vereint. (3) Sprache-Raum-Forschung: Referenz auf Welt als Urlaubsort (lingua turistica) Mit der Ausprägung von Ansichtskarten als Medium des Schreibens über Urlaub haben sich Muster der Referenz auf Orte, Länder, Landschaften und Regionen herausgebildet, die ein reiches Untersuchungsmaterial für textsortenspezifische Raum-Referenz bilden. (4) Text-Bild-Verknüpfung: Textualität der Beidseitigkeit Ansichtskarten bieten eine Beidseitigkeit von Lesen und Betrachten. Entsprechend vielfältig sind die Bezüge zwischen Sprache und Bild, die sich insbesondere zwischen dem Zeigen (der "Ansicht") und dem Bezugnehmen auf Räume ergeben, was die Untersuchung der Raum-Referenz auch unter dem Aspekt der Multimodalität vielversprechend macht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
Kooperationspartner Professor Dr. Heiko Hausendorf
Ehemalige Antragsteller Professor Dr. Noah Bubenhofer, bis 3/2016; Professor Dr. Joachim Scharloth, von 3/2016 bis 9/2017
 
 

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