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Ofnet: Chronologie, Gewalt, Gesellschaft im Spätmesolithikum

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 274375275
 
Die beiden Schädelnester aus der Ofnethöhle, Nördlingen (Franken), gehören zu den bekanntesten spätmesolithischen Befunden Mitteleuropas. Seit ihrer Entdeckung im frühen 20. Jahrhundert werden sie allerdings kontrovers diskutiert. Man interpretiert den Fundplatz entweder als die Überreste eines Massakers oder als Beleg für eine intentionelle, respektvolle Sitte der Schädelbestattung. Beide Optionen wirken sich grundlegend auf unser Bild der mesolithischen Gesellschaft aus. Im ersten Fall wären diese Wildbeutergemeinschaften als territorial und gewaltbereit zu beschreiben, wobei eine Krisensituation rekonstruiert werden könnte. Im zweiten Fall würde das aufwendige Bestattungsritual eher auf eine Tendenz zu steigender gesellschaftlicher Komplexität hinweisen.Trotz der Schlüsselrolle, die Ofnet in dieser Debatte zukommt, sind aber selbst grundlegende Daten nach wie vor unklar. Dazu gehören die genaue Anzahl der bestatteten Individuen, die Häufigkeit von Schädeltraumata und die genaue Datierung dieses Ereignisses, vor allem die Frage, ob die beiden Schädelnester gleichzeitig oder konsekutiv angelegt wurden und ob die Schädel in jedem Nest über einen längeren Zeitraum zusammengetragen wurden. Das beantragte Projekt will diese Fragen durch die zielgerichtete Anwendung neuer Analysen klären. Alters- und Geschlechtsverhältnis der Ofnet-Population werden überprüft; eine definitive Dokumentation aller als Traumata interpretierten Spuren wird vorgelegt; und alle Individuen aus beiden Schädelnestern werden (unter Einbindung existierender Daten) absolut datiert. Dabei wird die statistische Wahrscheinlichkeit eines einzigen oder mehrerer konsekutiver Ereignisse mit Hilfe bayesischer Modelle explizit geprüft. Diese erlauben es auch, die Gesamtnutzungszeit der Fundstelle genauer als bisher möglich einzugrenzen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen bilden die Grundlage für eine Neuinterpretation der Fundstelle und eine fundierte Diskussion um die Charakterisierung spätmesolithischer Gesellschaften.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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