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Schlafverhalten und Gedächtnisbildung bei Patienten mit schweren Bewusstseinsstörungen
Antragsteller
Professor Dr. Boris Kotchoubey
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 274661900
Das Vorhandensein von Schlaf- und Wachzyklen ist ein wichtiges Diagnosekriterium des Wechsels vom akuten Koma zum Wachkoma (Syn. "Unresponsive Wakefulness Syndrome", UWS) oder minimalen Bewusstseinszustand (MCS). Da der positive Effekt des Schlafes auf die Konsolidierung von Gedächtnisspuren bei verschiedenen Populationen zuverlässig nachgewiesen wurde und die Mechanismen dieses Effekts gut erforscht wurden, stellt sich die Frage, ob der entsprechende fördernde Effekt des Schlafes auf Lernen auch bei UWS- und MCS-Patienten existiert – und wenn ja, ob dieser Effekt in der Rehabilitation dieser Patienten angewendet werden könnte. Um dies zu untersuchen, musste man zuerst (a) die physiologische Struktur des Schlafes bei diesen Patienten beschreiben (denn sie unterscheidet sich stark von der des normalen Schlafes), (b) die Kriterien der Schlafauswertung für die Patienten festlegen (denn wegen der erheblichen Unterschiede in der Schlafstruktur müssen bestehende Kriterien an die Kranken-Population angepasst werden, (c) die besonderen Lernaufgaben für Schwersthirnverletzte entwickeln (denn man kann nicht diesen Patienten dieselben Aufgaben wie den Gesunden darbieten). All diese Ziele wurden in der ersten Förderperiode dieses Projekts bereits erreicht. Damit können wir jetzt in der zweiten Projektphase die Hypothese überprüfen, nach welcher Schlaf bei UWS- und MCS-Patienten zur Konsolidierung von Gedächtnisspuren beiträgt. In einem Within-Subject-Design durchlaufen UWS- und MCS-Pateinten drei Bedingungen:1.Bedingung Schlaf: Lernaufgabe =>5-stündiges Intervall mit Schlaf => Retest Lernaufgabe2.Bedingung Wachheit: Lernaufgabe =>5-stündiges Intervall ohne Schlaf => Retest Lernaufgabe3.Kontrollbedingung: 5-stündiges Intervall ohne Schlaf => Lernaufgabe (keine Lernaufgabe vor dem Intervall).Die Kontrollbedingung ist notwendig, um den Effekt therapeutischer Interventionen während Wachheit vom Effekt der Konsolidierung zu unterschieden. Wir erwarten, dass die Verbesserung der Gedächtnisleistung zwischen der ersten Darbietung der Lernaufgabe und dem Retest v.a. in der Bedingung Schlaf stattfindet und mit bestimmten Schlafkomponenten (v.a. Schlafspindeln) sowie mit dem neuropsychologischen Status der Patienten zusammenhängt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Privatdozentin Susanne Diekelmann, Ph.D.; Dr. Friedemann Müller