Detailseite
Projekt Druckansicht

Die Bedeutung von Erfahrungen und Erwartungen für demographische Entscheidungen: Deutschland, 1871-2000

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275188639
 
Das übergeordnete Ziel dieses Projekts besteht darin herauszufinden, wie im späten 19. und 20. Jahrhundert Individuen (oder Paare) ihre Erwartungen in demographischen Entscheidungssituationen gebildet haben. Historische Erwartungen können grundsätzlich auf zwei verschiedene Arten beobachtet werden. Ökonomen bevorzugen es, von beobachtbarem ökonomischem Verhalten auf die zugrundeliegenden Erwartungen (oder Präferenzen) zurückzuschließen. Historiker vertrauen hingegen auf individuelle Bezeugungen, die sie aus schriftlichen Quellen wie Tagebüchern oder Briefen herausfiltern. In diesem Projekt möchten wir beide Vorgehensweisen kombinieren. Erstens werden wir mit Hilfe ökonometrischer Methoden diejenigen Veränderungen der Geburtenraten und Heiratsziffern identifizieren, die auf kurz- oder langfristige Veränderungen der Zukunftserwartungen zurückzuführen sind. Wir nutzen hierzu drei verschiedene Datensätze. Erstens werden wir uns auf die Veränderung der monatlichen Geburtenraten und Heiratsziffern auf gesamtdeutscher Ebene konzentrieren. Der zweite Datensatz wird die zeitliche Entwicklung demographischer und ökonomischer Variablen auf Ebene der Kreise (und Regionen) in den Blick nehmen. Mit Hilfe des dritten Datensatzes wollen wir uns die detaillierten Daten zu Nutzen machen, welche von den Volkszählungen bereitgestellt werden. Zweitens werden wir die historischen Tagebücher untersuchen, die im Deutschen Tagebucharchiv gesammelt werden. Wir versprechen uns von dieser Inhaltsanalyse genaue Informationen über den Kenntnisstand der Individuen zum Zeitpunkt ihrer demographischen Entscheidung und über die verwendeten Modelle der Erwartungsbildung. Wir werden alle in der Literatur vorgeschlagenen Modelle der Erwartungsbildung berücksichtigen, wie zum Beispiel adaptive Erwartungen, rationale Erwartungen oder ökonomisches Lernen. Die Analyse der Tagebücher soll auch dazu dienen, die Informationsquellen der Individuen zu enthüllen. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse werden dann in die ökonometrische Analyse eingespeist.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Timothy Guinnane; Professorin Anna Raute, Ph.D.
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung