Detailseite
Projekt Druckansicht

Past Energy Futures. Energieprognosen und Entscheidungsprozesse im Elektrizitästsektor nach 1945

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275341583
 
Annahmen über technologische Entwicklungspfade sind ein wichtiges Element der Erwartungsbildung. Fallstudien zum Umgang mit Technologieentscheidungen bieten deshalb die Chance, sich wandelnde Mechanismen ökonomischen Handelns in den Blick zu nehmen. Das gilt insbesondere für den Bereich der Energieversorgung. Prognosen sind hier zu einer wichtigen Grundlage politischer und wirtschaftlicher Planung geworden. Für die Elektrizitätserzeugung ist eine langfristige Planung unverzichtbar, um das komplexe System von Kraftwerken, Verteilungsnetzen und Nutzungstechniken aufrecht zu erhalten.Der Blick in die Vergangenheit, um zukünftige Entwicklungen mit wissenschaftlichen Methoden vorherzusagen, verknüpft Elemente der adaptiven und rationalen Erwartungsbildung. Das Projekt fragt hier für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie Mechanismen der Erwartungsbildung die Entscheidungs- und Planungsprozesse im Energiesektor geprägt (und verzerrt) haben. Energieprognosen sind dabei nicht nur das Resultat von Aushandlungsprozessen, sondern bedürfen auch der kulturellen Aneignung und Interpretation. Ein systematisches Verständnis ihrer Rolle ermöglicht es, Entscheidungsprozesse besser zu beurteilen und Wechselbeziehungen genauer zu fassen.Hierfür bieten unzählige Energiestudien, Diskussionen in Wissenschaft und Öffentlichkeit, Zeitzeugeninterviews und eine Vielzahl unterschiedlicher Archivbestände eine geeignete Basis. Zentral ist dabei aus historischer Perspektive, inwiefern Prognosen und die daran festgemachten Diskurse Teil einer neuen Reflexivität wirtschaftlichen Handelns sind. Für die Wirtschaftswissenschaften können historische Fallstudien als Test und Ergänzung für theoretische Überlegungen dienen. Gleichzeitig ermöglicht es eine historische Analyse, aktuelle Möglichkeiten der Prognose in der Energieforschung kritisch zu reflektieren.Wechselnde Formen und Funktionen von Prognosen verdeutlichen, dass Erwartungen auf spezifischen soziokulturellen Kontexten aufbauen. Das Projekt bildet diese Heterogenität dadurch ab, dass Prognosen sowohl aus der Sicht der Wissenschaft- und Technikgeschichte, aus einer Unternehmens- und Managementperspektive und vom Standpunkt der Modellbildung heraus betrachtet werden. In einem ersten Teil wird die Geschichte der Energieprognosen als Prozess der Verwissenschaftlichung untersucht. Das zweite Teilprojekt dient dazu, die Rolle von Prognosen in Entscheidungsprozessen anhand konkreter Praktiken in Unternehmen zu bestimmen. Fallstudien zu Energieversorgern aus drei Ländern sollen Interdependenzen zwischen materiellen Voraussetzungen, institutionellen Rahmenbedingungen und kulturellen Präferenzen aufzeigen. Schließlich wird ein dritter Teil Leerstellen und Fehler historischer Energieprognosen untersuchen. Indem Möglichkeiten diskutiert werden, wie historisches Wissen in die Konzeption von Prognosen integriert werden kann, wird dabei auch nach Wegen gesucht, die Ergebnisse des Gesamtprojekts für die Praxis nutzbar zu machen.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Mitverantwortlich Dr. Mathias Mutz
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung