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Szenographische Museumsausstellungen. Geschichte, (Vor)Urteile, Potenziale

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275404265
 
Das Museum des 21. Jahrhunderts befindet sich in einer Identitätskrise: Knappe Budgets und Quotendruck sowie die Konkurrenz durch Fernsehen, Internet und multimediale Spektakel in Science Centern oder Vergnügungsparks führen dazu, dass viele Museen alternative Ausstellungsansätze ausprobieren, um weiterhin gesellschaftliche Relevanz zu besitzen. Es stellt sich die Frage, welche Rolle die alte europäische Kulturinstitution Museum in ihrer traditionellen Form im 21. Jahrhundert noch spielen kann, und wie wir unser Verständnis vom Museum verändern müssen, um ihm auch in Zukunft gerecht zu werden. Hier setzt das Projekt "Szenographische Museumsausstellungen - Geschichte, (Vor)Urteile, Potenziale" an. Es will mit den multimedial-szenographischen Schauen einen sehr prominenten neuen Ansatz genauer in den Blick nehmen und wissen, was die Verschiebung von den echten Dingen zu multimedialen Erlebniswelten für die Institution Museum bedeutet. Welche Chancen und Risiken besitzt die neue multimediale Ausstellungskultur, die Genregrenzen sprengt und sich an der Dramaturgie des Films und des Theaters orientiert? Sie baut historisch wichtige Orte als Bühnenbilder nach und/oder dynamisiert die einst statische Ausstellung durch schnelle Bildfolgen, AV-Medien, offenen Sound und interaktive Offerten. Diese Ausstellungsräume sind nicht länger exklusiv für die Objekte der Sammlung reserviert, sondern vermengen unterschiedliche Medien, Dinge und Gestaltungselemente zu einem Gesamtkunstwerk mit hohem Erlebnisgehalt. Eine systematische Untersuchung der Stärken und Schwächen dieses Ansatzes, der seit den 1980er Jahren in neuer Qualität auftaucht, fehlt bislang ebenso wie eine historische Fundierung unserer (Vor-)Urteile ihm gegenüber. Diese Lücke soll das Projekt schließen. Es will systematisch Aneignungspraktiken der Besucher in multimedial-szenographischen historischen Ausstellungen analysieren und die Argumente der Gegner und Befürworter zusammentragen sowie sich mit den historischen Wurzeln unseres Verständnisses von legitimen und illegitimen Ausstellungsformen (abhängig etwa von Alter, Nationalität, Milieu oder Fachkontext) auseinandersetzen. Dazu soll es in zwei Teilprojekten (TP) in gegenwartsorientierter (TP1) und historischer (TP2) Museumsanalyse - Archivstudien, Besucherbeobachtung, Ausstellungsanalyse, Befragungen - das Potenzial dieses Ansatzes ausloten und die Diskussionen untersuchen, die er in der (Fach-)Öffentlichkeit auslöst. Zugrunde liegt dem die These, dass sich (nur?) hierzulande ein bildungsbürgerlicher Affekt gegen multimedial-szenographische Ausstellungen innerhalb der Museen und in der Kulturkritik hält, der massenkompatible Unterhaltung gegen Qualität ausspielt. Die historischen Wurzeln dieses Unbehagens reichen bis ins 19. Jahrhundert und sind im Kulturideal des Bürgertums zu suchen. Das Projekt will systematisch 3 szenographische Ausstellungen in 3 Ländern (Deutschland, Schweden, England) analysieren, um u.a. nationale Spezifika zu erkennen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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