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Das Leben schreiben. Warlam Schalamow: Biographie und Poetik

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275412919
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Gegenstand der Untersuchungen war die Erforschung der komplexen Zusammenhänge zwischen Poetik und Leben bei Varlam Šalamov (1907-1982) mit dem Ziel, eine intellektuelle Biographie des russischen Dichters und Schriftstellers zu erarbeiten. Das Vorhaben stellte sich einer auffälligen Forschungslücke: Šalamovs dichte Prosa der „Erzählungen aus Kolyma“ („Kolymskie rasskazy“; 1954 – Anfang der 1970er Jahre) ist in den letzten beiden Jahrzehnten stärker ins Blickfeld der internationalen Debatten um literarisches Schreiben nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts gerückt, eine wissenschaftlich fundierte Darstellung seines Gesamtwerks fehlt aber bis heute. Das Forschungsvorhaben begegnet dieser Lücke, indem es neben den „Erzählungen aus Kolyma“ auch die anderen Prosatexte, die Lyrik, die Dramatik, die Essays, Zeitungsartikel, Briefe sowie unveröffentlichte Archivmaterialien einbezieht. In Übereinstimmung mit der Zielsetzung des Projekts galt es, Šalamovs jeweilige ästhetische Suchbewegungen in enger Relation zu seinem von extremen Brüchen gezeichneten Leben und zu der von politischen Zäsuren und Restriktionen geprägten russischen Kultur im 20. Jahrhundert zu rekonstruieren. In der Forschung wurden biographische, literaturwissenschaftliche und kulturgeschichtliche Ansätze miteinander verknüpft. Das Projektergebnis ist als eine wissenschaftlich fundierte, lesbare Biographie konzipiert, deren Darstellung und Struktur den Brüchen und Widersprüchen im Leben Šalamovs Rechnung trägt, ohne sie einer klaren Entwicklungslogik unterzuordnen oder narrativ einzuhegen. Erkundet wird, was ihn in den unterschiedlichen Etappen seines Lebens jeweils formte, in der Arbeit am poetischen Wort in Lyrik und Prosa leitete, wo er seinen ästhetischen Maximen folgte bzw. wo er sie, entgegen der eigenen programmatischen Aussagen, durchbrach.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2016: „Die Lehrjahre des jungen Warlam Schalamow“, Nachwort in: Warlam Schalamow, Wischera. Antiroman. Aus d. Russ. v. Gabriele Leupold. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Franziska Thun-Hohenstein, Matthes & Seitz Berlin, S. 220-237
    Franziska Thun-Hohenstein
  • 2016: „Vernichtet. Weggesperrt. Aufbewahrt. Literarische Archive in der Sowjetunion zwischen Politik und Literatur“, in: Falko Schmieder und Daniel Weidner (Hg.): Ränder des Archivs. Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf das Entstehen und Vergehen von Archiven. Berlin, S. 135-159
    Franziska Thun-Hohenstein
  • 2017: „Moskovskij palimsest v tvorčestve Varlama Šalamova“, in: Valerij Esipov (Hg.), Šalamovskij sbornik. Vypusk 5, Vologda/Novosibirsk, S. 396-417
    Franziska Thun-Hohenstein
  • 2017„‚Fantiki‘ žizni. K poėtike avtobiografičeskich tekstov Varlama Šalamova“, in: Lukaš Babka, Sergej Solov’ev, Valerij Jesipov, Jan Machonin (Hg.), „Zakon soprotivlenija raspadu“. Osobennosti prozy i poėzii Varlama Šalamova i ich vosprijatie v načale XXI veka. Sbornik naučnych trudov. Praga – Moskva, S. 79-97
    Franziska Thun-Hohenstein
  • 2018: „Leidtragende Körper“, in: Am Kältepol. Erzählungen aus dem Gulag von Warlam Schalamow. Regie: Timofej Kuljabin (Premiere 03.03.2018), Residenztheater München (Cuvilliés Theater), Nr. 12, 2017/18, S. 28-29
    Franziska Thun-Hohenstein
  • 2018 „Die Kunst zu leben ist die Kunst zu vergessen“. Nachwort in: Warlam Schalamow, Über die Kolyma. Erinnerungen. Aus d. Russ. von Gabriele Leupold. Herausgeben und mit einem Nachwort von Franziska Thun-Hohenstein, Matthes & Seitz Berlin, S. 239-258
    Franziska Thun-Hohenstein
 
 

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