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Das Leben schreiben. Warlam Schalamow: Biographie und Poetik

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275412919
 
Ziel des beantragten Forschungsvorhabens ist die Erarbeitung einer Monographie über den russischen Schriftsteller Warlam Schalamow (1907–1982). Schalamow, der erst in den letzten beiden Jahrzehnten ins Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit rückte, zählt zu den eigenwilligsten literarischen Stimmen in der Literatur des 20. Jahrhunderts und ist aus den internationalen wissenschaftlichen Debatten um literarisches Schreiben 'nach Auschwitz' und 'nach dem GULag' nicht mehr wegzudenken. Dennoch fehlt (selbst in Russland) bis heute eine wissenschaftliche Darstellung seines Gesamtwerks, die dem komplexen Zusammenhang zwischen Biographie und Poetik gerecht wird und die jeweiligen kulturhistorischen Umstände in der Sowjetunion zu seinen Lebzeiten in die Betrachtungen einbezieht. Anliegen des Projekts ist es, Schalamows Gesamtwerk (mit besonderem Akzent auf der Prosa) im Hinblick auf die Problematik der Erzählbarkeit menschlichen Lebens nach Auschwitz und nach dem GULag zu untersuchen. Bisher konzentrierte sich das Forschungsinteresse vorwiegend auf die Poetik seines Hauptwerks, der Erzählungen aus Kolyma, während die anderen Prosatexte ebenso wie die Lyrik und unvollendet gebliebene Prosaskizzen kaum erforscht sind. Die wenigen biographischen Darstellungen verbleiben weitgehend im Rahmen einer Rekonstruktion der Chronologie von Leben und Werk und weisen Lücken bei der Erschließung literatur- bzw. kulturhistorischer Kontexte auf. Zentrale methodische Aufgabe des geplanten Vorhabens ist es, philologische, literatur- bzw. kulturhistorische und biographische Untersuchungsperspektiven miteinander zu verknüpfen. Von der Leitfrage nach dem Zusammenhang von Poetik und Biographie werden, über die Person und das literarische Werk Schalamows hinaus, neue Anstöße erwartet für aktuelle Fragestellungen literaturwissenschaftlicher und kulturwissenschaftlicher Theorie wie z. B. Gedächtnis, Erinnerung und literarisches Schreiben nach Auschwitz und GULag, Körpergedächtnis und Literatur, die Nachgeschichte der literarischen Avantgarde oder die Geschichte der literarischen Dissidenz in der Sowjetunion. Für den komplexen Zusammenhang zwischen Leben und Schreiben nach dem GULag soll am Beispiel Schalamows eine Darstellungsform gefunden werden, die es ermöglicht, sein Gesamtwerk und seine ästhetischen Suchbewegungen von den 1920er/1930er bis zu den 1970er Jahren in enger Beziehung zu seinem von extremen Brüchen gezeichneten Leben und dem soziokulturellen Kontext in der Sowjetunion zu analysieren. In der geplanten Monographie sollen diese Zäsuren den konzeptionellen Ausgangspunkt bilden, um die unterschiedlichen Etappen der intellektuellen Biographie Schalamows aus der Poetik seiner literarischen Texte heraus zu rekonstruieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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