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Religiöse Reformen, christliche und muslimische Entwicklungsorganisationen, und die Neu-Formierung von Öffentlichkeit in Sub-Sahara Afrika (Lagos, Dar es Salaam und Kapstadt)

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275536999
 
In Verbindung mit neoliberalen Reformen und politischen Transformationen seit Ende der 1980er Jahre gewinnt Religion im öffentlichen Raum Afrikas eine neue Rolle. Diese manifestiert sich in der erstarkten Präsenz religiöser Organisationen, die sich insbesondere in urbanen Räumen ansiedeln und die sich über die Nutzung von Medien neu in die Öffentlichkeit einschreiben. Faith-based organizations (FBOs) gehören zu den sich am schnellsten ausbreitenden religiösen Organisationen Afrikas und kombinieren Missionierung mit humanitärer Hilfe und/oder Entwicklungsaktivitäten. Durch die Verflechtung von globalen Netzwerken und Ressourcen mit lokalen Initiativen werden die zumeist christlichen und muslimischen Organisationen zu wichtigen politischen Akteuren. Dennoch fanden die Diskurse, Praktiken und sozio-kulturellen Auswirkungen dieser FBOs bisher kaum Beachtung in der sozialwissenschaftlichen Literatur.Dieses Projekt untersucht mit einem ethnographischen Ansatz, in welcher Weise die Aktivitäten von "glaubens-basierten" (formellen und informellen) Entwicklungs-Initiativen mit der Neuge-staltung von Öffentlichkeit in Sub-Sahara Afrika, sowie mit dem globalen Wiederaufleben von Religion korrelieren. Fallstudien zum Zusammenhang von religiöser Praxis, Institutionalisierung und Entwicklung werden in drei Großstädten durchgeführt: Lagos (Nigeria), Dar es Salaam (Tansania) und Kapstadt (Südafrika). Ein Vergleich zwischen diesen drei Metropolen ist in Bezug auf die folgenden Kriterien interessant: 1) Die öffentliche Rolle von Religion in einem mehrheitlich muslimischen (Lagos), einem zu gleichen Teilen christlich-muslimischen (Dar es Salaam) und einem mehrheitlich christlichen Kontext (Kapstadt); 2) die historisch unterschiedliche Beziehung zwischen Staat, Religion und Zivilgesellschaft; und 3) die unterschiedlichen Anbindungen von christlichen und muslimischen FBOs an transnationale Netzwerke.Die Fallstudien beleuchten die materiellen, moralischen und politischen Dimensionen der Aktivitäten von FBOs und untersuchen, wie sich sowohl die FBOs als auch ihre Klienten in Bezug auf Diskurse, Praktiken und Möglichkeiten neu orientieren, die durch transnationale Formen von Entwicklung ausgelöst werden. Der Fokus auf FBOs trägt zur Ausdifferenzierung eines Verständnisses von Entwicklung bei, das auf einer Dichotomie zwischen Religion und Ökonomie basiert. Auch wird durch den Blick auf die transnationalen Netzwerke von FBOs und ihre politisch-ökonomische Bedeutung eine scharfe Abgrenzung zwischen Staat und Zivilgesellschaft, "privater" Religion versus öffentlichem Leben und Christentum versus Islam als distinkte Traditionen in Frage gestellt. Das Vorhaben wirft damit einen kritischen Blick auf modernisierungstheoretische Ansätze, die - in ihrem Fokus auf säkulare Entwicklung und die Trennung religiös-privater von säkular-öffentlichen Sphären - das Potential von Religion als Entwicklungsressource in Sub-Sahara Afrika weitgehend ausgeklammert haben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Niederlande, Nigeria, Südafrika, Tansania
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Professorin Dr. Birgit Meyer; Professor Dr. Amidu Sanni
 
 

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