Gott oder Göttliches? Menschliche Transzendenzbezüge und ihre systematische Reflexion im Blick auf die religiösen Transformationsprozesse der Gegenwart.
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt lässt sich am besten im Spiegel der geleisteten Publikationen zusammenfassen: • In "Glauben zwischen Trend und Milieu" (2015) konnten die Megatrends eine sozialökologischen Naturverständnisses, des Female Shift und der kosmopolitischen Mischung auch religiöser Codes aufgrund der Globalisierung herausgearbeitet und festgehalten werden. Diese Phänomene wurden anhand von Selbstbekundungen des Credo-Projektes validiert. • In "Frömmigkeit und Marktförmigkeit. Zur Sozioökonomie von Heilsökonomien" (2016) wurde die sozioökonomische Passung von religiösen Lebensstilen betrachtet und z.B. anhand pentekostaler Bewegungen gezeigt, wie sich eine starke Anlehnung an vorgegebene Regeln mit einer zugleich hochindividualisierten und personal stark gebundenen Spiritualität verkoppelt, in der das hohe religiöse Engagement dem hohen sozialen Kampf um Aufstieg aus prekären Lebensverhältnissen in die gefestigte und etablierte Mittelklasse entspricht. Hingegen zeigt sich die Konjunktur des Reinkarnationsdenkens durch die eigenverantwortliche Durchschaubarkeit der Lebenssituationen und die Hoffnungen auf prozessualen Fortschritt, spiralförmigen Aufstieg und finale Unsterblichkeit bestimmt. • Die Tagung "Gott – jenseits von Monotheismus und Theismus?" (2017) zeigte die interreligiöse Relevanz der Begriffe Theismus/Dualismus, Pantheismus/Monismus, Panen-theismus an und wurde um das Paradigma des apophatischen Theismus (Hoff, Höhn, Ruhstorfer) erweitert. Entsprechend ist für die Klassifikation von Nitsche ES (mundaner Ur-Grund), ICH (höchste Subjektivität), DU (höchstes Gegenüber) zu klären, ob der Apophatismus in jeder Bezugsdimension wirksam ist oder ob der Ansatz um die Kategorie des UNEINHOLBAREN (Unaussprechlichen) ergänzt werden muss. • Die "Dimensionen des Menschseins – Wege der Transzendenz?" (2017) präsentieren die Ergebnisse des religionsphilosophischen Workshops von Oktober 2015, der einzelne Aspekte des Ansatzes von Nitsche aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert und Nitsche unter anderem dazu anleitet, nun genauer zwischen dem ICH und dem begründungstheoretischen Vor-dem-ICH zu unterscheiden das egologisch als höchste Freiheit (Krings) oder non-egologisch als Grund im Bewusstsein (Henrich) bestimmt werden kann und die Frage nach einem uneinholbaren Wovonher und unaussprechlichen Woraufhin aufwirft, indem beide Perspektiven der Begründung geeint sind und aus dem beide Perspektiven der Begründung hervorgehen. • Die Kooperation mit Frankfurt St. Georgen zeigte die Schwierigkeiten auf, die zwischen systematisch-konzeptionellen und sozialempirisch-induktiven Arbeitsweisen bestehen. Sie führte zu einer Differenzierung in der Beschreibung des Referenten durch die Unterscheidung zwischen der semantischen Bestimmung des Referenten, der systeminternen Begründung des Referenten, der pragmatischen Bezugslogik und primären Zugangsatmosphäre. Auch wurden die 3 Bezugsmuster von Wagener in 8 Muster differenziert. Die Umsetzung dieser Einsichten in eine Studie für breiteres Publikum mit Hinweisen zum Bekenntnis-Management steht aus und kann erst nach Abschluss aller anderen Publikationen angegangen werden. • Die Publikation "Gott – Geist – Materie: Zwischen Proto- und Transpersonalität" (2020) sondiert das Begriffsfeld um Personalität und versucht eine Brücke zwischen Materie und Geist durch das dem Panpsychismus nahestehende Modell der Protopersonalität zu schlagen, wohingegen trans-personal die unabschließbare Transzendenz des Menschen bzw. Gottes genannt werden kann oder den Durchgang Gottes als Grund der Immanenz in Welt bezeichnet. • Die in "Gott – zwischen Theismus und Pantheismus" versammelten Studien sondieren das Diskursfeld zwischen Theismus und Pantheismus und erheben den konzeptionellen Wert des Pan-en-theismus durch kriteriologische Begrenzung, durch ein analoges Denken sowie durch exemplarische Fallstudien anhand historisch-systematisch relevanter Positionen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Glauben zwischen Trend und Milieu, Berlin 2015
Nitsche, Bernhard
- Frömmigkeit und Marktförmigkeit. Zur Sozioökonomie von Heilsökonomien, Berlin 2016
Nitsche, Bernhard
- Gott – jenseits von Monotheismus und Theismus?, Paderborn 2017
Nitsche, Bernhard/Stosch, Klaus von/Tatari, Muna (Hrsg.)
(Siehe online unter https://doi.org/10.30965/9783657782604) - Dimensionen des Menschseins – Wege der Transzendenz?, Paderborn 2018
Nitsche, Bernhard/Baab, Florian (Hrsg.)
- Gott – Geist – Materie: Zwischen Proto- und Transpersonalität, Regensburg 2020
Nitsche, Bernhard/Baab, Florian/Stammer, Dennis (Hrsg.)
- God or the Divine: Religious Transcendence – beyond Monism and Theism, beyond Personality and Impersonality. Berlin u.a. 2021
Nitsche, Bernhard/Schmücker, Markus (Hrsg.)