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Haskala im Dialog. Juda Jeitteles und Juda Leib ben Ze'eb als Exegeten der Aufklärung

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275814139
 
Das von der DFG an der Universität Potsdam und der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit je einer Projektstelle geförderte Projekt widmet sich mit Juda Jeitteles (1773–1838) und Juda Leib ben Ze’eb (1764–1811) zwei zentralen, in der jüngeren Forschung aber weitgehend in Vergessenheit geratenen Vertretern der Haskala im habsburgischen Herrschaftsgebiet. Das Bindeglied zwischen dem mutmaßlich in der Gegend um Krakau geborenen Ben Ze’eb und dem einer bekannten Prager Familie entstammenden Jeitteles ist dabei das Wiener Verlagshaus des Anton von Schmid. In seinem Unternehmen werden die exegetischen Arbeiten beider Gelehrter veröffentlicht, mit denen auf je eigene Weise Neuland beschritten wird. Ben Ze’eb legt, inspiriert von Eichhorns populärer „Einleitung in das Alte Testament“, aber auch im Dialog mit Herder, Lowth und dem jüdischen Renaissancegelehrten Azarja dei Rossi, 1810 die erste jüdische und auf Hebräisch geschriebene historisch-kritische Einleitung in die Bücher des Tanakh vor, den Mavo el Miqra’e qodesh. Jeitteles prägt als maßgeblicher Herausgeber und Mitautor eine bei von Schmid herausgegebene und am Biur Moses Mendelssohns orientierte Kommentarreihe, die „Kitve Qodesh“ (Heilige Schriften). In ihnen versucht er einen ganz eigenen Mittelweg zwischen Tradition und aufklärerischem Aufbruch, indem er neben der neu angefertigten hochdeutschen Übersetzung und philologischen Erklärungen Ben Ze’ebs Mavo, aber eben auch wichtige Referenzwerke der rabbinischen Tradition anführt. Ziel des Jenaer und Potsdamer Projekts ist eine kommentierte Übersetzung von Ben Ze’ebs Mavo und eine Monographie, die sein exegetisches Vorgehen geistesgeschichtlich einordnet, sowie eine weitere Monographie, die Jeitteles Kommentarwerk im Gesamtrahmen des Programms des Verlagshauses von Schmid als spezieller Ausprägung einer „Wiener Haskala“ beleuchtet. Die im Rahmen der DFG-Förderung bereits vorgenommen umfangreichen Arbeiten am Thema haben gezeigt, dass in der Tat im Kontext des Schmidschen Verlagshauses ein spezifischer Umgang mit den Schriften des Tanakh entwickelt wird, der zwischen Tradition und Moderne vermitteln will. Diese „Wiener Haskala“ bildet eine bis dato unerforschte Form jüdischer Exegese und kann als ein wichtiges hermeneutisches Bindeglied zwischen Moses Mendelssohn und der späteren „Wissenschaft des Judentums“ angesehen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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