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Große Erwartungen? Deutschlands Erholung von der Weltwirtschaftskrise 1932-1936

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275863396
 
In der modernen Makroökonomie spielen Erwartungen eine zentrale Rolle. Dies hat wichtige Konsequenzen für die Disziplin der Wirtschaftsgeschichte: Wenn wir zentrale Ereignisse in der Wirtschaftsgeschichte -- wie etwa die Weltwirtschaftskrise -- verstehen wollen, müssen wir den Erwartungsbildungsprozess der Zeitgenossen studieren. Eggertsons (2008) Studie der Weltwirtschaftskrise in den USA ist ein prominentes Beispiel für solch eine gelungene Kombination von makroökonomischer Theorie und Wirtschaftsgeschichte.Unser Forschungsvorhaben soll diese Erkenntnisse über den Atlantik holen und thematisieren, welche Rolle Erwartungsveränderungen für die Erholung der deutschen Wirtschaft von der Weltwirtschaftskrise gespielt haben. Die deutsche Konjunkturentwicklung in den 1930ern war der amerikanischen durchaus vergleichbar, in manchen Aspekten war der Aufschwung sogar stärker. Wenn es in den USA ein glaubwürdiger Regimewechsel war, der unter Roosevelt die Erwartungen der Akteure verändert und den Aufschwung herbeigeführt hat, dann schließt sich die Frage an, ob es in Deutschland unter Hitler einen vergleichbaren Umschwung der Erwartungen gegeben hat, der die Wirtschaftserholung erklären kann. Haben die Nazis einen Regimewechsel herbeigeführt, wie es Roosevelt in den USA getan hat? Wenn nicht, welche anderen Mechanismen haben den deutschen Aufschwung ausgelöst und getragen?Das Hauptziel unseres Forschungsvorhabens besteht darin, die Entwicklung von Erwartungen über zentrale makroökonomische Parameter in Deutschland zwischen 1932 und 1934 historisch zu beschreiben und die Bedeutung von Erwartungsänderungen für den Konjunkturverlauf im Rahmen eines strukturellen makroökonomischen Modells zu analysieren. Wir werden aus Unternehmensarchiven und anderen Quellen die Veränderung von Erwartungen nachzeichnen und die Bedeutung von Erwartungsänderungen für den Aufschwung quantifizieren.Das Vorhaben besteht aus drei Teilen. Das Ziel des ersten Teils ist es, eine detaillierte Analyse der deutschen Konjunktur zwischen 1925 und 1935 auf der Grundlage von Monatsdaten zu erstellen. Zu diesem Zweck werden mehrere hundert sektoralen Zeitreihen zu Produktion, Löhnen und Preisen aus dem Konjunkturstatistischen Handbuch von 1936 digitalisiert und ökonometrisch analysiert. Der zweite Teil fokussiert auf die Erwartungsbildung ökonomischer Agenten in den Jahren 1932-1934. Das Ziel ist es, sowohl aus Unternehmensarchiven Erwartungsänderungen auf Mikro-Ebene als auch aus der Finanzpresse und den Prognosen von Forschungsinstituten, Verbänden und Banken Erwartungsänderungen auf Makro-Ebene zu extrahieren. Dieser Teil ist der historische Hauptteil des Projekts. Im dritten Teil des Vorhabens werden wir die Ergebnisse der ersten beiden Teile nutzen, um im Rahmen eines strukturellen makroökonomischen Modells zu evaluieren, welche Rolle Erwartungsänderungen für die Erholung der deutschen Wirtschaft von der Weltwirtschaftskrise gespielt haben.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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