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Erarbeitung einer prosodischen Grammatik für rhetorische Fragen

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240796339
 
Die erste Phase des Projektes untersuchte die prosodische Realisierung von rhetorischen Fragen (RQs) und informationssuchenden Fragen (ISQs), primär im Deutschen aber auch im Isländischen und Englischen in zwei Fragetypen (Polarfragen und Ergänzungsfragen). Dies führte zu ersten wichtigen sprachübergreifenden Erkenntnissen zur prosodischen Realisierung von Illokutionstyp (RQ vs. ISQ). RQs unterscheiden sich von ISQs in ihrer phonologischen und phonetischen Realisierung. Phonologisch wurden rhetorische Polarfragen im Deutschen mit einem hohen Plateau realisiert (H-%), informationssuchende Polarfragen typischerweise mit einem steigenden Grenzton (H-^H%). Rhetorische Ergänzungsfragen endeten fast ausschließlich in einem tiefen Grenzton (L-%), informationssuchende Ergänzungsfragen erlaubten mehr tonale Variation (L-%, L-H%, H-^H%). Entgegen der semantischen Literatur ist die Unterscheidung zwischen tiefen und hohen Grenztönen unzureichend. Unabhängig vom Fragetyp wurden RQs hauptsächlich mit einer besonderen Art von L*+H Akzent realisiert, in dem L und H mit der betonten Silbe aligniert waren, fortan (L+H)*. Aus phonetischer Perspektive wurden RQs am Beginn der Äußerung häufiger mit behauchter Stimmqualität produziert als ISQs. Darüber hinaus wiesen ihre Konstituenten eine längere Dauer auf, insbesondere das Objekt. Das wesentliche Ziel der zweiten Phase ist die Entwicklung einer prosodischen Grammatik für RQs. Darunter verstehen wir zu überprüfen ob (a) eine neue Akzentkategorie (L+H)* gerechtfertigt ist und zumindest zum tonalen System des Deutschen hinzugefügt werden muss, (b) welche Kombination aus phonologischen und phonetischen Merkmalen aus der ersten Phase (Tonakzente und Grenztöne sowie Dauer, Stimmqualität und Tonhöhenumfang) zu wohlgeformten RQs führen, (c) welche der Merkmale und ihre Ausprägungen sprachspezifisch sind, und welche der Grammatik von mehr als einer Sprache zugehörig sind. In diesem Projekt untersuchen wir die prosodischen Merkmale in zwei weiteren deutschen Varietäten (Norddeutsch in Kiel und Schweizerdeutsch in Bern), mit einem Fokus auf dem (L+H)* Akzent, ebenso wie nicht- tonale prosodische Unterschiede im Isländischen (Stimmqualität und Dauer). In vier großangelegten Perzeptionsstudien, flankiert von neurolinguistischer Evidenz, testen wir die Wohlgeformtheit von verschiedenen prosodischen Realisierungen von RQs im Deutschen und Isländischen. Darüber hinaus untersuchen wir zwei weitere Sprachen, deren prosodische Systeme sich vom Deutschen unterscheiden (zwei italienische Varietäten als silbenzählende Sprachen und Mandarin Chinesisch als Tonsprache). Die Eigenschaften dieser Sprachen führen zu anderen Beschränkungen bezüglich der relevanten prosodischen Merkmale von RQs (Dauer und f0). Zusätzlich zur Prosodie-Pragmatik Schnittstelle liegt ein weitere Aspekt des Projektes auf der Phonologie-Phonetik Schnittstelle, beispielsweise hinsichtlich der Kompositionalität von phonologischen und phonetischen Merkmalen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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