Großes japanisch-deutsches Wörterbuch
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Mit der Drucklegung und dem Erscheinen von Band 3, O-Z, des Großen japanisch-deutschen Wörterbuchs (GJDW) findet das größte Projekt der deutschen Japanforschung nach dem Erscheinen der Japan-Handbücher von Ramming (1941) und Hammitzsch (1981) seinen Abschluss. Das Große japanisch-deutsche Wörterbuch, ein seit Jahrzehnten unumstrittenes Desiderat ersten Ranges, wurde seit 1998 am Deutschen Institut für Japanstudien in Tōkyō, das zu den sieben in der Max Weber Stiftung zusammengeschlossenen deutschen Auslandsinstituten gehört, erarbeitet. 2006 wurde es vollverantwortlich an der Japanologie der Freien Universität angesiedelt und in enger Kooperation zahlreicher deutscher und japanischer Fachwissenschaftler durch drittmittel-finanzierte Mitarbeit vorangetrieben und 2021 fertiggestellt. Das Wörterbuch deckt den Sprachzeitraum Anfang Meiji (1868) bis heute ab. Besonderer Wert wird auf die japanisch-deutsche Erfassung des bisher nur sehr unzulänglich oder gar nicht dokumentierten Gegenwartsjapanischen gelegt; hier war eine Lücke von achtzig Jahren zu schließen. Grob gilt die Orientierung: Aufgenommen wird alles, was in japanischen Tageszeitungen und nicht-fachspezifischen Periodika erklärungsfreie Verwendung findet. Integriert sind außerdem Fach- und Sondersprachen (Kinder- und Jugendsprache, Slang, Dialekte etc.) und, vor allem, das moderne Technik- und Wissenschaftsvokabular, insbesondere der Bereiche Biologie, Biochemie und IT. Als breit angelegtes Allgemeinwörterbuch, das gleichwohl in erster Linie der wissenschaftlichen Japanforschung für Jahrzehnte verlässliches Fundament sein muss, bietet das Lexikon außerdem wesentliche Teile des japanischen Wortschatzes der letzten Dekaden des 19. Jahrhunderts, jener Jahre, die entscheidend waren für die Ausformung der modernen japanischen Sprache. Hier liegt das zweite Hauptaugenmerk. Insgesamt werden über 130.000 Stichwörter geboten. Sie werden alphabetisch in Lateinumschrift (Hepburn) gegeben, gefolgt von der üblichen japanischen Schreibweise, Angaben zu Wortklasse, Flexion etc. und einer am semantischen Netz des Deutschen orientierten Definitionsstruktur. Die Lemmata werden mit möglichst vielen und möglichst lebendigen und aktuellen Verwendungsbeispielen und Satzbelegen illustriert (Nutzung von Zeitungs- und Zeitschriftendatenbanken, Pamphleten, Werbematerial, literarischen Texten etc.) und durch ein Quellenverzeichnis erschlossen. Abgesehen von den Satzbelegen werden alle Verwendungsbeispiele (Komposita, Ableitungen, typische Kurzstrukturen), sofern sie ganz oder in Teilen sinojapanisch verschriftet sind, auch in Lateinumschrift dargestellt. Das erschließt auch dem weniger fortgeschrittenen Benutzer den präsentierten Wortschatz ohne zeitraubenden Umweg über Zeichenlexika. Im Hinblick auf seinen Umfang, mit seinen über 130.000 Haupteinträgen und ca. einer halben Million Sublemmata, die gesondert aufgeführten Redewendungen nicht mitgerechnet, ist das GJDW das größte zweisprachige Wörterbuch zum Japanischen überhaupt. Es setzt mit seinen zahlreichen Besonderheiten, u.a. Kennzeichnung des anhand japanischer Wortschatz- und Frequenzuntersuchungen erarbeiteten Grundund Aufbauwortschatzes, historischen und fachsprachlichen Erläuterungen, Angabe gesicherter Etymologien, bei Fremdwörtern (gesicherte) Herkunftsangaben u.a.m., einen neuen japanologisch-lexikographischen Standard. Das Wörterbuch wird über die kommenden Jahrzehnte hinweg Generationen von Japanforschern verlässliches, grundlegendes Auskunftsmittel sein und die deutsch-japanischen Beziehungen auf allen Ebenen – der Politik und Gesellschaft, der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur – hilfreich unterstützen. Finanziert wurde das Projekt überwiegend aus Drittmitteln. Die Förderung durch die DFG in der letzten Arbeitsphase ermöglichte die Fertigstellung des dritten Bandes des Wörterbuchs.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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[Kako, genzai, mirai e no purojekuto – Wadoku daijiten de shitta Nihon kenkyū no mondaiten] (Past, Present and Future in One Project: Highlighting Issues of Scholarship through Dictionary Work), Nihon kenkyū 55, May 2017, pp. 145-169
Hijiya-Kirschnereit, Irmela
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Zyselmaus. Tausendundelf japanisch-deutsche und deutschjapanische Wörterbücher, in: Abecedarium der Sprache. Hg. v. Constanze Fröhlich, Martin Grötschel, Wolfgang Klein. Berlin: Kulturverlag Kadmos 2019, S. 273-278
Stalph, Jürgen