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Frühe Diffusion lexikalischer Innovationen
Antragsteller
Professor Dr. Hans-Jörg Schmid
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 276866539
Die Linguistik ist bisher eine schlüssige Antwort auf die Frage schuldig geblieben, welche Faktoren darüber entscheiden, in welchem Ausmaß lexikalische Innovationen (Neologismen) von den Mitgliedern einer Sprachgemeinschaft angenommen werden, sich verbreiten und im Lexikon der Sprache etabliert werden. Dieser Frage geht das beantragte Projekt mit Bezug auf das Englische nach. Die einschlägige Forschung nennt eine Vielzahl sprachinterner und -externer Faktoren, denen ein Effekt auf die Verbreitung von Neologismen nachgesagt wird: Regularität der Bildung von Neologismen; Transparenz ihrer Struktur; Konkurrenz zu synonymen Wörtern; Nutzen für die Benennung neuer Gegenstände oder Sachverhalte; Prestige des Schöpfers und früher Verwender; Salienz medialer Kanäle; Dichte der sozialen Netze, aus denen neue Wörter hervorgehen. Kennzeichnend für den aktuellen Forschungsstand ist, dass diese und weitere Faktoren als Hypothesen im Raum stehen, die nur ansatzweise empirisch überprüft worden sind. Welche Faktoren eine Rolle spielen, mit welchem Gewicht sie die Diffusion lexikalischer Innovationen beeinflussen und wie sie miteinander interagieren, wurde bisher nicht systematisch erforscht. Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass die methodischen Voraussetzungen nicht gegeben waren. Diese Forschungslücke soll im beantragten Projekt gefüllt werden, das sich auf umfangreiche methodische und theoretische Vorarbeiten stützt. Als empirische Grundlage werden große Mengen von Daten über die Verwendung und Verbreitung sehr rezenter englischer Neologismen aus dem Internet erhoben. Zu diesem Zweck wurde ein Webcrawler entwickelt, der mittels eines halbautomatischen Verfahrens Neologismen im Internet aufspürt und diese in einer Datenbank speichert. In monatlichen Intervallen werden alle neu ins Internet gestellten Webseiten, die die gespeicherten Neologismen enthalten, identifiziert und ebenfalls abgespeichert. Alle Belege der Neologismen auf diesen Seiten werden zusammen mit ihrem Kontext extrahiert und für die linguistische Analyse aufbereitet. Alle Daten werden im Hinblick auf die genannten Faktoren kodiert und mit Hilfe von statistischen Verfahren ausgewertet, die die Effektgrößen der identifizierten Faktoren und ihrer Interaktionen ermitteln. Zusätzlich werden zwei Fragebogenstudien jeweils in Großbritannien und den USA durchgeführt, um komplementäre Daten zur Verbreitung und zur Einschätzung des Nutzens der untersuchten Neologismen außerhalb des Internets zu gewinnen, die auch Eingang in die statistischen Modelle finden. Die Zielsetzung der Förderperiode besteht darin, empirisch fundierte Modelle zu entwickeln, die es erlauben, belastbare Vorhersagen über die Effektgrößen der Faktoren zu machen, die über die Verbreitung von Neologismen bestimmen. Darüber hinaus verspricht das Projekt signifikante methodische Fortschritte sowie grundlegende Erkenntnisse für die linguistische Theoriebildung im Bereich der Diffusions-, Variations- und Sprachwandelforschung.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
USA
Mitverantwortliche
Professor Dr. Helmut Küchenhoff; Professor Dr. Hinrich Schütze; Dr. Desislava Zhekova
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Suzanne Kemmer