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Häufigkeit bildgebender Verfahren in der Nachsorge von Hodentumorpatienten in Israel

Antragsteller Professor Dr. Andreas Stang, seit 3/2016
Fachliche Zuordnung Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Epidemiologie und Medizinische Biometrie/Statistik
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 276998111
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Schon geringe Strahlendosen können das Krebsrisiko vor allem bei jungen Patienten erhöhen. Internationale Richtlinien variieren stark hinsichtlich Häufigkeit und Umfang der Computertomographie (CT) bei der Behandlung von Hodenkrebs. Die Datenbank von Maccabi Healthcare Services (Israel) wurde nach Hodenkrebsfällen durchsucht, die 2003 bis 2007 diagnostiziert wurden, indem eine direkte Verbindung mit dem Israelischen Krebsregister hergestellt wurde. Daten über diagnostische bildgebende Verfahren (CT von Brust, Bauch/Becken, nicht spezifizierte Stellen) wurden während eines fünfjährigen Follow-ups für 226 Patienten extrahiert. Die tatsächlich angewandte Therapie wurde mit der Leitlinie des National Comprehensive Cancer Network (NCCN) verglichen. Wir schätzten außerdem das lebenslang zurechenbare Risiko (LAR) von strahleninduziertem Krebs durch diagnostische CT-Untersuchungen. Die Zahl der angewandten CT-Untersuchungen bei der Überwachung von Hodenkrebspatienten war wesentlich geringer als in den NCCN-Richtlinien empfohlen. Der Median der Bauch-/Becken-CTs für Überwachungspatienten lag bei 8,5 für Nichtseminom-Patienten und bei 5,0 für Seminom-Patienten im Vergleich zu 14 bis 17 empfohlenen CTs. Die Anzahl der Bauch-/Becken-CTs für Patienten, die eine Strahlen- oder Chemotherapie erhielten, entsprach den NCCN-Leitlinien. Alternative bildgebende Verfahren wurden kaum eingesetzt und konnten die Unterschreitung der CT-Untersuchungen während des Follow-ups nicht kompensieren. Das Krebsrisiko von der Geburt bis zum Alter von 80 Jahren beträgt 33,6 % für männliche Juden in Israel und wurde durch die diagnostische CT-Bestrahlung der Patienten um 0,6 % erhöht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Abweichung von der empfohlenen Anzahl der CT-Untersuchungen in den Leitlinien von der Art der adjuvanten Therapie abhing. Die Richtlinien wurden für Patienten, die mit Strahlen- oder Chemotherapie behandelt wurden, aber nicht für die Überwachungspatienten eingehalten. Aktualisierte Richtlinien von 2012 empfahlen weniger radiologische Untersuchungen. Daraus lässt sich ableiten, dass die Patienten nicht unterversorgt wurden mit CT-Untersuchungen, sondern die Ärzte ihre Behandlungspraxis bereits an neue Studienerkenntnisse anpassen, bevor diese in die Leitlinien integriert werden. Eine weitere Ursache kann in der geringeren Adhärenz von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Krebsbehandlung und –nachsorge liegen. Dementsprechend ergab sich eine niedrige Strahlendosis aus den tatsächlich durchgeführten CT-Untersuchungen, die das Lebenszeitrisiko für Krebs vermutlich nicht wesentlich erhöhte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • CT scans during follow up care of testicular cancer – blessing or curse? Abstract Book 50th Annual Meeting of the Society of Epidemiologic Research, Seattle, Washington 2017; 1241
    Lehnich AT, Rusner C, Bock E, Katz R, Chodick G, Stang A
  • CT Scans in der Nachsorge von Hodenkrebs – Fluch oder Segen? Gesundheitswesen 2017; 79: 656-804
    Lehnich AT, Rusner C, Bock E, Katz R, Chodick G, Stang A
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1055/s-0037-1605973)
 
 

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