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Gegeißelte Musen? Komponisten in der Stalin-Zeit, 1932-1953
Antragsteller
Professor Dr. Jörg Baberowski
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277046826
Kaum ein Komponist der Stalin-Zeit fand durch das Regime seinen Tod. Wie ist diese Ausnahme zu erklären? Das geplante Vorhaben will Leben und Schaffen bekannter und vergessener Komponisten im Spiegel der stalinistischen Kulturpolitik und Ideologie untersuchen. Dem Forschungsprojekt liegt die Hypothese zugrunde, dass die Steuerung der Musik durch den stalinistischen Machtapparat und deren Auswirkung auf die einzelnen Komponisten deutlich weniger kohärent ausfiel als im Fall der Bildenden Kunst oder der Literatur. Eine mögliche Ursache hierfür ist die spezifische Sprache der Musik: Chiffriert durch Töne agiert sie auf einer abstrakten Ebene, die nicht-visuell und subjektiv-emotional rezipiert wird. Durch diesen Umstand ist es schwerer als bei anderen Kunstformen, Musik zu instrumentalisieren. Obwohl die stalinistische Kulturbürokratie mit der Schaffung zentraler Künstlerverbände und ideologischer Kampagnen in allen Kulturbereichen ähnliche Machtmechanismen installierte, um auf diese Weise umfassende Kontrolle über die Kunstproduktion zu erreichen, spielte die Musik, nicht zuletzt durch Stalins persönliches Interesse an dieser Kunstform, eine Sonderrolle im sowjetischen Kulturbetrieb. Durch die Auseinandersetzung mit den individuellen Erfahrungsräumen der Musikschaffenden intendiert das Vorhaben eine differenziertere Perspektive auf die Funktionsweise einer der großen modernen Diktaturen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen