MoHi: Motivierte Geschichte: Repräsentationen der Geschichte von Gruppen als Funktion gegenwärtiger Motivationen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Projekt untersuchte den Einfluss individueller Bedürfnisse nach Kontrolle oder moralischer Integrität auf die Wahrnehmung und Bewertung historischer und gegenwärtiger kollektiver Ereignisse. Im Fokus stand die Annahme eines motivationalen Nutzens einer kollektiven sozialen Rolle als Opfer oder Täter. Unsere Annahmen fokussierten auf das Motiv nach moralischer Integrität als wichtige Quelle für die Akzeptanz eines Opferstatus und auf das Bedürfnis nach Kontrolle als Quelle für die Akzeptanz des Täterstatus. Die Kooperation mit unserem polnischen Partner erlaubte die Untersuchung unserer Annahmen vor dem Hintergrund realer Gruppenstereotype: dem vorherrschenden Narrativ des Opferstatus auf der polnischen Seite und der Wahrnehmung des deutschen Täterstatus auf der anderen Seite. In insgesamt 12 Studien, die wir mit deutschen Teilnehmer*innen durchführten (N = 2428) untersuchten wir den Einfluss der genannten Motive auf Idealvorstellungen der Eigengruppe, sowie auf die Akzeptanz kollektiver sozialer Rollen. Ein weiterer Teil des Projektes widmete sich der motivierten Wahrnehmung von kollektiver Kontinuität und Homogenität. Die Studienergebnisse sprechen für die Annahme einer motivierten Wahrnehmung nationaler Geschichte. Die Erinnerung an bedrohte persönliche Kontrolle erhöhte das Interesse an historischen Ereignissen, die nationale Handlungsfähigkeit demonstrieren. Bedrohte persönliche Moralität erhöhte die Wahrnehmung kollektiver historischer Moralität. Bei Salienz des Kontrollmotivs zeigte sich in Deutschland eine höhere Akzeptanz des Täterstatus, beispielsweise, nachdem die Versuchsteilnehmenden an geringe persönliche Kontrolle erinnert wurden. In mehreren Studien fanden wir eine erhöhte Akzeptanz des kollektiven Täterstatus bei Kontrollbedrohung. Die Daten mehrerer Studien weisen auch auf einen indirekten Effekt der Bedrohungsmanipulation auf eine erhöhte Bereitschaft zur intergruppalen Versöhnung hin. Neben individueller Kontrollmotivation war auch die politische Orientierung ein signifikanter Moderator. Die beschriebenen Bedrohungseffekte zeigten sich in einigen Studien lediglich bei moderaten und konservativen Teilnehmer*innen, nicht aber bei Personen weiter links auf der politischen Skala. Nicht Kontrollbedrohung, sondern Moralbedrohung hatte andererseits einen Effekt auf die wahrgenommene kollektive historische Kontinuität und auf andere Maße temporaler Distanz bei salienter kollektiver Tätergeschichte. Wir interpretieren diese Befunde als motivierte Defensivmechanismen. Die Ergebnisse unserer Studien erweitern das theoretische Verständnis motivierter Gruppenwahrnehmung. In unserer Arbeit beschreiben wir erstmals potenzielle motivationale Vorteile der kollektiven Täterrolle. Für die Anwendung ergeben sich interessante Einsatzmöglichkeiten bei der Kommunikation nationaler Geschichte und der Bewältigung von intergruppalen Konflikten.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2019). Motivated histories: How visions of national past reflect human motivations in Poland and Germany. In S. Mukherjee & P. S. Salter (Eds.), History and collective memory from the margins: A global perspective (p. 167-188). Hauppauge, NY, USA: Nova Publishers
Bilewicz, M., Witkowska, M., Fritsche, I., Barth, M., & Babinska, M.
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(2019). The role of control motivation in Germans’ and Poles’ interest in history. Social Psychological Bulletin, 14, e33399
Bilewicz, M., Stefaniak, A., Barth, M., Witkowska, M., & Fritsche, I.
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Rola motywacji w reprezentacjach przeszłości: Kontrola I moralność. In M. Kofta & A. Redzio (Eds.), Poczucie kontroli i niepewnosc: Konsekwencje dla rozumienia swiata spolecznego. Warsaw: Liberi Libri, 2020. ISBN 9788363487386. S. 293-316
Babinska, M., Bilewicz, M., Barth, M., Fritsche, I.