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Der Zusammenhang von bottom-up und top-down Prozessen bei der Segmentierung von Sprach- und Handlungssequenzen

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 258522519
 
Bei der kognitiven Verarbeitung von gehörter Sprache und von beobachtetem Verhalten müssen kontinuierliche Signale in sinnvolle Einheiten unterteilt oder segmentiert werden. Dabei helfen Grenzen in diesen Signalen, welche spezifische Eigenschaften aufweisen. In der Sprache finden sich Intonationsphrasengrenzen, die durch prosodische Grenzmarkierungen gekennzeichnet sind, wie z.B. Veränderungen der Grundfrequenz, Längung der letzten Silbe und eine Pause. Die Intonationsphrasengrenzen stimmen oft mit syntaktischen Grenzen überein und werden deshalb als sehr relevant für den Spracherwerb angesehen. Entsprechend ist ihre Verarbeitung bereits im ersten Lebensjahr nachgewiesen. Pausen sind auch für die Segmentierung von Handlungen als Verhaltenseinheiten relevant, was schon bei einjährigen Kindern nachgewiesen wurde. Es gibt aber auch andere kinematische Hinweisreize, wie z.B. Bewegungs-Beschleunigung oder Verlangsamung, deren Verarbeitung im Kleinkindalter bisher kaum untersucht wurde. Neben diesen signalabhängigen bottom-up-Hinweisen setzen Erwachsene auch top-down-Wissen ein, um Sprache oder Handlungen zu segmentieren (im linguistischen Bereich: lexikalisches und syntaktisches Wissen; im Handlungsbereich: konzeptionelles Wissen über die Struktur und Funktionalität von zielgerichteten Handlungen). Im Handlungsbereich wird vermutet, dass solche top-down-Einflüsse bereits bei Einjährigen wirken. Bislang ist aber unklar, wie bottom-up- und top-down-Mechanismen bei Säuglingen und Kleinkindern interagieren und inwieweit sie bereichsübergreifend wirken. Mit Hilfe einer Reihe von EEG- und Eye-Tracking-Untersuchungen bei Kleinkindern (6 bis 42 Monate) sollen in unserem interdisziplinären Projekt Gemeinsamkeiten und/oder Unterschiede in der Segmentierung von Sprach- und Handlungssequenzen aufgedeckt werden. Insbesondere wollen wir die Interaktion von bottom-up- und top-down-Prozessen in beiden Bereichen untersuchen, die Entwicklung dieser Interaktion in der frühen Kindheit nachvollziehen, und auch die neurokognitiven Grundlagen der Entwicklung der Sprach- und Handlungssegmentierung näher charakterisieren. Das Projekt wird außerdem Erkenntnisse dazu liefern, wie das Zusammenspiel von bottom-up- und top-down-Prozessen bei der frühkindlichen Sprach- und Handlungssegmentierung durch die Entwicklung allgemeiner kognitiver Kompetenzen beeinflusst wird. Insgesamt wird das Projekt zu einem detaillierteren Verständnis des Zusammenspiels von Sprache, Kognition und Gehirn bei der frühkindlichen Segmentierung kontinuierlicher Signale im linguistischen und non-linguistischen Bereich beitragen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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