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Die Auswirkung von Immobilienbesitz auf das Verhalten auf dem Arbeitsmarkt: Empirische Evidenz aus dem natürlichen Experiment der deutschen Wiedervereinigung

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277186123
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Nicht zuletzt die Finanz- und Eurokrise at den Nexus aus Arbeits- und Immobilienmarkt zu einem wichtigen Thema gemacht: Erschweren die Immobilienvermögensverluste den Weg in die Selbstständigkeit? Reduzieren die erhöhten Immobilienbesitzquoten die Mobilität der Arbeitslosen gerade in den am schlimmsten betroffenen Gebieten? Die theoretischen Mechanismen hinter diesen Forschungsfragen sind gut verstanden und plausibel, aber sind sie auch empirisch relevant? Bei der Beantwortung dieser Frage stellt sich das Problem, dass Immobilien- und Arbeitsmarktergebnisse simultan endogen bestimmt werden. Fallende Hauspreise gehen, beispielsweise, mit geringerer Selbstständigkeit einher, allerdings könnten beide Variablen eine regional schlechte wirtschaftliche Lage reflektieren. Hausbesitzer sind erfolgreicher am Arbeitsmarkt, obwohl sie seltener für einen Arbeitsplatz umziehen. Allerdings kaufen möglicherweise jene Arbeitnehmer ein Haus, die lokal besonders gute Arbeitsmarktaussichten haben. Um derartige Selektionseffekte auszuschließen verwenden wir in diesem Projekt die Tatsache, dass zahlreiche Ostdeutsche in der DDR Wohneigentum erwarben, ohne darüber nachzudenken, welche Auswirkungen Wohneigentum in einer Zukunft im wiedervereinigten Deutschland haben würde, die sie kaum erwarten durften. Haushalte, die in der DDR Wohneigentum erwarben, tätigten unbewusst die bestmögliche Investition in der DDR und verfügten nach der Wiedervereinigung über ein sehr viel größeres Vermögen als Haushalte, die zur Miete lebten. Wir zeigen, dass dieses Vermögen ihnen ermöglichte deutlich häufiger selbstständig zu werden. Wir interpretieren dies als ein starkes Anzeichen dafür, dass es für Existenzgründer in Deutschland schwierig ist, Kapital zu erhalten, so dass Haushalte mit eigenem Kapital bzw. Sicherheiten sehr viel leichter ein Unternehmen gründen können. Dies ist umso überraschender, wenn man berücksichtigt, dass der deutsche Staat nach der Wiedervereinigung Existenzgründungen in Milliardenhöhe mit verbilligten und abgesicherten Krediten zu fördern versucht hat. Die Effektivität dieser Förderung scheint uns in hohem Maße fraglich, andere Maßnahmen müssen angedacht werden, um für Arme und Reiche tatsächlich gleiche Chancen zur Existenzgründung zu schaffen. Aber könnte sich Wohneigentum auch negativ auf die Arbeitsmarktchancen ausgewirkt haben? Immerhin zogen Ostdeutsche nach Westdeutschland, um dort bessere Berufsaussichten zu haben? Wir können zeigen, dass Hausbesitzer zwar in der Tat weniger mobil sind und dies auch die Chance verringert an anderem Ort einen Arbeitsplatz zu finden. Hausbesitzer überkompensieren diesen Nachteil aber durch größere Erfolge bei der Arbeitsplatzsuche vor Ort. Die Sorge, dass eine höhere Hausbesitzquote zu sklerotischen Arbeitsmärkten führen könnte, halten wir aufgrund unserer Resultate für übertrieben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • „Are Business Start-Ups liquidity constraint? Evidence from a quasi-experimental Allocation of Housing Wealth in East Germany“. 33rd Annual Congress of the European Economic Association, Köln, 29. August 2018
    Georg Gebhardt
  • (2019), „Are Business Start-Ups liquidity constraint? Evidence from a quasi-experimental Allocation of Housing Wealth in East Germany“, CES-ifo Working Paper no 7765
    Fuchs, Tobias und Gebhardt, Georg
 
 

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