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Die Auswirkung von Immobilienbesitz auf das Verhalten auf dem Arbeitsmarkt: Empirische Evidenz aus dem natürlichen Experiment der deutschen Wiedervereinigung

Fachliche Zuordnung Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277186123
 
Nicht zuletzt die Finanz- und Eurokrise hat den Nexus aus Arbeits- und Immobilienmarkt zu einem wichtigen Thema gemacht: Erschweren die Immobilienvermögensverluste den Weg in die Selbstständigkeit? Reduzieren die erhöhten Immobilienbesitzquoten die Mobilität der Arbeitslosen gerade in den am schlimmsten betroffenen Gebieten? Die theoretischen Mechanismen hinter diesen Forschungsfragen sind gut verstanden und plausibel, aber sind sie auch empirisch relevant?Bei der Beantwortung dieser Frage stellt sich das Problem, dass Immobilien- und Arbeitsmarktergebnisse simultan endogen bestimmt werden. Um trotz dieser Verknüpfungen kausale Effekte identifizieren zu können, ist eine glaubwürdig exogene Variation des Immobilienbesitzes nötig. In diese Lücke stößt dieses Forschungsprojekt, das das natürliche Experiment der deutschen Einheit, insbesondere die quasi-zufällige Allokation des Immobilienbesitzes am Ende der DDR, verwendet, um die Auswirkungen von Immobilienbesitz auf unselbstständige Arbeit und Selbstständigkeit zu untersuchen.In Gebhardt (2013) argumentiere ich, dass die Eigentumsrechte von Immobilienbesitzern in der DDR so stark verwässert waren, dass Hausbesitz nahezu irrelevant war und daher quasi-zufällig als Nebenprodukt der Wohnungswahl (nicht) erworben wurde Eigentümer konnten ihre Häuser ohne Genehmigung weder verkaufen noch vermieten. Sie konnten nicht einmal selber einziehen. Wohnten sie in ihren Häusern, so hatten sie zwar de facto Kontrolle über ihre Wohnung, dies galt aber auch für Mieter. Die Kosten für Wohnraum, ob Kaufpreis oder Miete, waren vernachlässigbar gering. Nach der Wiedervereinigung erhielten Eigentümer, für sie unerwartet, in vollem Umfang die Eigentumsrechte, die das westdeutsche Recht gewährt, und die Immobilienpreise und Mieten erhöhten sich auf marktwirtschaftliches Niveau. In diesem Projekt vergleichen wir die Arbeitsmarktergebnisse jener Haushalte, die Wohneigentum in der DDR erworben (oder behalten) haben, mit denjenigen Haushalten, die Mieter waren: So verfügen DDR Eigentümer nach der Wende über ein höheres Immobilienvermögen. Diese Vermögensvariation besteht zwischen Einwohnern ein und derselben Region, die sich den gleichen makroökonomischen Gegebenheiten gegenübersehen. Ist sie positiv mit Selbstständigkeit korreliert, so ist ein kausaler Zusammenhang plausibel. DDR Eigentum erhöht auch die Wahrscheinlichkeit Jahre später noch in selbstgenutztem Wohneigentum zu wohnen. Finden wir, dass diese Eigentümerhaushalte im Vergleich zu Mietern andere Arbeitsmarktergebnisse erzielen, so können wir überzeugend argumentieren, dass der Zusammenhang frei von Selektionseffekten ist, weil sich DDR Bürger beim Hauserwerb nicht von den Arbeitsmarktaussichten in einem wiedervereinigten Deutschland leiten ließen, welches sie kaum vorhersehen konnten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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