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Zum Einfluss semantischer Eigenschaften von auditiven Distraktoren auf das kurzfristige Behalten: Eine empirische Überprüfung gegenwärtiger Arbeitsgedächtnismodelle
Antragsteller
Professor Dr. Jan Philipp Röer
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277682250
Arbeitsgedächtnismodelle unterscheiden sich in ihren Vorhersagen, welche Eigenschaften unerwünschter akustischer Umgebungsinformation sich nachteilig auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken sollten. In dem geplanten Forschungsvorhaben soll untersucht werden, in welchem Umfang die Bedeutung ignorierter Sprache die kurzfristige Aufrechterhaltung von visuell präsentierten Items beeinträchtigt. Die vorgeschlagenen Experimente bauen auf einer Voruntersuchung mit viel versprechenden Ergebnissen auf. In dieser Untersuchung wurden zwei unterschiedliche Kategorien von zu ignorierenden, aufgabenirrelevanten Distraktorsätzen miteinander verglichen: Sätze mit semantisch passenden Endwörtern und Sätze, in denen die Endwörter semantisch nicht zum vorherigen Satzkontext passten. Arbeitsgedächtnismodelle, die den Effekt irrelevanter Schalle auf ähnlichkeitsbasierte Interferenzprozesse zurückführen, implizieren die Vorhersage, dass nur akustische, nicht aber semantische Distraktoreigenschaften für die Beeinträchtigung der Behaltensleistung verantwortlich sein dürfen. Modellen zufolge, die von einer Aufmerksamkeitsablenkung auf den auditiven Kanal ausgehen, können auch semantische Distraktoreigenschaften die Höhe der Störwirkung beeinflussen. Auditive Ereignisse, welche die Regularität der vorherigen Stimulation verletzen, sollten in besonderem Maße Aufmerksamkeit auf sich ziehen und die serielle Behaltensleistung reduzieren. Übereinstimmend mit einer solchen Annahme beeinträchtigten in der Voruntersuchung Sätze mit semantisch unpassenden Endwörtern die Behaltensleistung stärker als Sätze mit passenden Endwörtern. Dies ist ein neues und interessantes Phänomen, das über bisher bekannte Semantikeffekte hinausgeht. Bevor jedoch auf Basis eines einzelnen Befundes die Angemessenheit von etablierten Arbeitsgedächtnismodellen beurteilt werden kann, ist eine systematische Untersuchung zum Einfluss semantischer Distraktoreigenschaften auf das kurzfristige Behalten notwendig. Eine solche Untersuchung wird in dem hier skizzierten Forschungsvorhaben vorgeschlagen. Zehn Experimente sollen Klarheit bringen über die Vorraussetzungen, unter denen die Bedeutung ignorierter Sprache Arbeitsgedächtnisleistungen beeinträchtigt, über die daran beteiligten Prozesse und über die Verarbeitungsebene, auf die sich eine solche Beeinträchtigung auswirkt. Die zu erwartenden Erkenntnisse werden einen wichtigen Beitrag leisten bei der empirischen Überprüfung gegenwärtiger Arbeitsgedächtnismodelle.¿
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen