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Effekte eines Aufmerksamkeits-Modifikationstrainings auf das Essverhalten bei der Binge-Eating-Störung

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277698300
 
Essanfälle stellen das Kardinalsymptom der Binge-Eating-Störung (BES) dar. Informationsverarbeitungsmodelle gehen davon aus, dass durch störungstypische Reize, wie z.B. hochkalorische Nahrungsmittel, dysfunktionale Gedächtnis-, Beurteilungs- und Aufmerksamkeitsprozesse aktiviert werden, die an der Aufrechtrechterhaltung des pathologischen Essverhaltens von Patienten mit einer Essstörung substanziell beteiligt sind. Erste empirische Studien stützen die Annahmen, indem z. B. gezeigt wurde, dass Frauen mit BES im Vergleich zu Kontrollpersonen durch eine verstärkte Aufmerksamkeitszuwendung auf essensbezogene Reize gekennzeichnet sind (Schag et al., 2013; Schmitz, Naumann, Trentowska, & Svaldi, 2014; Svaldi, Tuschen-Caffier, Peyk, & Blechert, 2010). Nach dem aktuellen Forschungsstand ist allerdings unklar, (a) ob diese Mechanismen veränderbar sind, und (b) eine Veränderung der beschriebenen Aufmerksamkeitsprozesse auch zu einer Reduktion der Essanfallshäufigkeit bei Patienten mit der Diagnose einer BES führt. Daher plant das aktuelle Forschungsprojekt, im Rahmen zweier Experimente unter Nutzung von Eye Tracking und EEG bei übergewichtigen Personen mit und ohne BES Aufmerksamkeitsprozesse bei der Verarbeitung störungstypischer und neutraler Reize in Anlehnung an die in unserer Arbeitsgruppe bereits durchgeführten Studien von Schmitz et al. (2014) und Svaldi et al. (2010) zu erfassen. Die experimentellen Studien sollen vor und nach einem Aufmerksamkeits-Modifikationstraining (AMT) durchgeführt werden. Das AMT basiert auf der Dot-Probe Aufgabe, in der Personen einen imperativen Stimulus (Probe; meist ein Punkt) per Tastendruck so schnell wie möglich danach klassifizieren müssen, ob er auf der linken oder rechten Seite präsentiert wurde. Im Rahmen des AMT wird eine Modifikation bzw. Reduktion eines störungstypischen Bias angestrebt, indem der imperative Stimulus überproportional häufig (ca. 70% aller Trials) auf einen neutralen Reiz folgt, sodass die Probanden mit der Zeit implizit lernen, ihre Aufmerksamkeit von einem störungstypischen Reiz wegzulenken. Das AMT wird derzeit an den Standorten Tübingen und Freiburg erprobt. Die AMT Kontrollbedingung wird analog zur aktiven AMT erfolgen, mit dem Unterschied, dass in den Bedingungen, in denen ein Essensreiz präsentiert wird, der Probe mit gleicher Häufigkeit auf der Position des Essensreizes und des neutralen Reizes erscheint. In dem beantragten Projekt werden an beiden Standorten 50 Patienten mit der Diagnose einer BES (DSM-5) und 25 übergewichtige Kontrollpersonen untersucht. Das AMT und die Kontrollbedingung erhalten an beiden Standorten ausschließlich die Patienten mit BES. Zentrale outcome-Maße sind (a) Veränderungen in der Aufmerksamkeitsverteilung (gemessen anhand der experimentellen Paradigmen), (b) die gegessene Nahrungsmenge in Kaloiren in einem Geschmackstest, (c) die Essstörungspathologie gemessen anhand eines Experteninterviews (EDE; prä, post, 3 Monats-FU).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich
Kooperationspartner Professor Ulrich Ansorge, Ph.D.
 
 

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