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Die Rolle mentaler Anstrengung bei Ego Depletion

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277698732
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Projekts war die Untersuchung der psychologischen Prozesse, die dem Ego Depletion Effekt zugrunde liegen. Konkret sollten in einer Studienserie Vorhersagen der zwei prominentesten Modelle zur Erklärung dieses Effekts miteinander kontrastiert werden, dem Ressourcenmodell von Baumeister und KollegInnen sowie dem Prozessmodell von Inzlicht und Schmeichel. Obwohl die beiden Modelle stark unterschiedliche Annahmen über die zugrundeliegenden Prozesse machen, decken sich ihre Vorhersagen auf der Verhaltensebene in nahezu allen Fällen. Es ist also schwierig, die beiden Modelle gegeneinander zu testen. In diesem Projekt haben wir erstmalig mentale Anstrengung, gemessen mithilfe psychophysiologischer Indikatoren (z. B. systolischer Blutdruck, Prä-Ejektionsperiode bei der Herzkontraktion), als weitere Analyseebene hinzugezogen, da sich die Vorhersagen der beiden Modelle auf dieser Ebene unterscheiden. Ein Grundpfeiler des Projekts war die Orientierung an Prinzipien offener und transparenter Forschung. Zwischen der Einreichung des Antrags (Ende 2014) und dem Beginn des Projekts (Anfang 2016) hat sich die Ego Depletion Forschungsliteratur gravierend verändert. Zum Zeitpunkt der Einreichung stand die Erforschung zugrundeliegender Prozesse des Effekts im Mittelpunkt des Interesses. Seit Beginn des Projekts gab und gibt es ernsthafte Zweifel an der reinen Existenz des Phänomens. Diese Zweifel wurden durch meta-analytische Evidenz für Publication Bias, einem Nulleffekt in einem Registered Replication Report und verschiedene fehlgeschlagene Versuche, Ego Depletion Effekte zu finden, ausgelöst. Wir haben dieser Entwicklung in mehrfacher Hinsicht Rechnung getragen und im Rahmen dieses Projekts vier Arbeitspakete bearbeitet. Im ersten Paket haben wir eine meta-wissenschaftliche Perspektive eingenommen auf (a) die empirische Forschung zum Ego Depletion Effekt und (b) auf das Ressourcenmodell der Selbstkontrolle, dem prominentesten Modell zur Erklärung von Ego Depletion Effekten. Ziel des zweiten Pakets war die Etablierung eines Paradigmas zur Untersuchung von Ego Depletion Effekten innerhalb von ProbandInnen, wodurch die laborbasierte Untersuchung auch kleiner Effekte möglich gemacht würde. Dieses Vorhaben stellte sich durch starke Lerneffekte und aufgrund hartnäckiger Auswirkungen auf mentale Müdigkeit als schwierig heraus. Im dritten Arbeitspaket haben wir Ego Depletion Effekte auch abseits von Effekten auf Selbstkontrollperformanz untersucht. Konkret konnten wir zeigen, dass sich Effekte mentaler Anstrengung auch auf Entscheidungen auswirken, herausfordernde Aufgaben (nicht) anzugehen. Diese Erkenntnisse könnten Relevanz für Alltagserleben und -verhalten haben, da Menschen im Alltag vielfach die Möglichkeit haben, verschiedene Aufgaben in selbstbestimmter Reihenfolge anzugehen. Diese Möglichkeit soll (u.a.) in einem Anschlussprojekt untersucht werden. Das vierte Teilprojekt bestand aus einer reduzierten Variante des ursprünglichen Antragsprogramms. Reduziert deshalb, weil sonst die umfangreichen anderen drei Arbeitspakete in Reaktion auf die neuen Entwicklungen der Ego Depletion Literatur nicht möglich gewesen wären. In drei beendeten und einer derzeit noch laufenden Studie haben wir Vorhersagen des Ressourcenund des Prozessmodells mithilfe psychophysiologischer Indikatoren mentaler Anstrengung gegenübergestellt. Dabei stellte sich die Kombination aus einem vermutlich kleinem Ego Depletion Effekt, der notwendigen Moderatorwirkung einer zweiten experimentellen Manipulation sowie der psychophysiologischen Messung mentaler Anstrengung als herausfordernd dar. Die Ergebnisse der Studien liefern an verschiedenen Stellen zwar moderate Evidenz für Vorhersagen des Ressourcenoder des Prozessmodells, lassen in der Gesamtschau aber kleine klare Schlussfolgerung über die Gültigkeit des einen über das andere Modell zur Erklärung von Ego Depletion Effekten zu. Verschiedene Medien haben über die Ergebnisse des Projekts berichtet. Dazu gehören Zeitungsartikel und Radiointerviews mit Projektbeteiligten (Süddeutsche Zeitung, Basler Zeitung, Zürcher Tagesanzeiger, ScienceNews, RBB Kulturradio, WDR 5).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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