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Förderung der kognitiven und akademischen Entwicklung: Metakognitives exekutives Kontrolltraining bei Kindern aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278397628
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Exekutive Funktionen (EF) sind übergeordnete kognitive Kontrollprozesse, die es erlauben Denken und Handeln zu kontrollieren und zu regulieren. Sie umfassen u.a. Arbeitsgedächntis, Inhibition und kognitive Flexibilität. EF entwickeln sich über die Kindheit hinweg bis in die späte Adoleszenz und sind bedeutend für viele Lebensbereiche, unter anderem für den akademischen Erfolg. Allerdings zeigen Kinder aus Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status (SES) bereits sehr früh auch Defizite im Bereich der EF, die mit zunehmendem Alter größer werden und einen zusätzlichen Risikofaktor für Entwicklungsverzögerungen, Schulversagen und Kriminalität darstellen. Im META-EF TRAIN-Projekt wurde daher eine spezifische Art des Trainings untersucht, bei der nicht nur das intensive Training von EF Prozessen im Mittelpunkt stand, sondern vor allem deren Reflektion und Koordination (metakognitives Training). Dazu wurde eine Trainingsintervention entwickelt, die im Rahmen einer Vorstudie erprobt wurde (N = 226 Vor- und Grundschulkinder), und danach mittels eines klassischen Interventionsdesigns mit Prätest (2 Sitzungen), Training (16 Sitzungen) und Posttest (2 Sitzungen) überprüft wurde. Während der Trainingsphase wurden die Probanden (N = 155 Grundschulkinder aus Familien mit niedrigem SES, mittleres Alter = 8.73 Jahre, SD = 0.98; 73 Jungs), zufällig einer von drei Gruppen zugeteilt: Eine Gruppe trainierte adaptiv EF und metakognitive Strategien (Meta-EF Gruppe), die zweite Gruppe trainiert nur adaptiv EF (Basic-EF Gruppe) und die dritte Gruppe trainiert nicht-adaptiv EF (Kontrollgruppe). Adaptivität des Trainings wurde durch die Anpassung der Aufgabenschwierigkeit an die individuelle Leistung der Probanden realisiert. Prätest und Posttest enthielten u.a. Tests für Lesefähigkeiten, Rechenfähigkeiten und EF (Arbeitsgedächtnis, Inhibition, Flexibilität). Die Analyse der Trainingsdaten zeigte, dass sowohl die Meta-EF Gruppe als auch die Basic-EF Gruppe signifikante Trainingseffekte in allen drei EF Domänen (Arbeitsgedächtnis, Inhibition, Flexibilität) zeigten, die sich jedoch nicht signifikant voneinander unterschieden. Bezüglich des Transfers ergaben sich keine Effekte des Trainings auf ungeübte Aufgaben zur Erfassung der Inhibition und der Flexibilität, jedoch zeigten die Meta-EF Gruppe und die Basic-EF im Vergleich zur Kontrollgruppe eine stärkere Leistungsverbesserung bzgl. der Arbeitsgedächtnisleistung und der proaktiven Kontrollfähigkeiten. Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass die Kinder durch das EF Training in der Lage sind, EF effektiver einzusetzen. Am wichtigsten ist der Befund, dass sich nur in der Meta-EF Gruppe signifikante Verbesserungen im Lesen und Rechnen zeigten, was darauf hindeutet, dass ein Training metakognitiver Fähigkeiten zusätzlich zu einem EF Training dazu dienen kann, die akademische Leistung von Risikokindern aus Familien mit niedrigem SES zu fördern. Erste Analysen interindividueller Unterschiede weisen im Einklang mit vorherigen Studien klar auf sogenannte Kompensationseffekte hin. D.h. die Kinder, die vor dem Training eher schwache Leistungen zeigten, profitieren auch am meisten vom Training.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017). Development and plasticity of cognitive flexibility in early and middle childhood. Frontiers in Psychology, 8: 1040
    Buttelmann, F. & Karbach, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.3389/fpsyg.2017.01040)
  • (2018). The effects of verbal and spatial memory load on children’s processing speed. Annals of the New York Academic of Sciences, 1424, 161-175
    Morey, C.M., Hadley, L.V., Buttelmann, F., Könen, T., Meaney
J.-A., Auyeung, B., 
 Karbach, J., & Chevalier, N.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1111/nyas.13653)
  • (2018). Validation of new online game-based executive functions tasks for children. Journal of Experimental Child Psychology, 176, 150-161
    Johann, V.E. & Karbach, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.jecp.2018.07.009)
  • (2020). Age-related differentiation in verbal and visuo-spatial working memory processing in childhood. Psychological Research, 84, 2354–2360
    Buttelmann, F., Könen, T., Hadley, L.V., Meaney, J.-A., Auyeung, B., Morey, C.C., Chevalier, N., & Karbach, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s00426-019-01219-w)
  • (2020). Consistent use of proactive control and relation with academic achievement in childhood. Cognition, 203, 104329
    Kubota, M., Hadley, L., Schäffner, S., Könen, T., Meaney, J.-A., Auyeung, B., Morey, C.C. Karbach, J. & Chevalier, N.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.cognition.2020.104329)
  • (2020). New Insights into the Role of the Phonological Loop in Task Switching: Evidence from Three Different Age Groups. Journal of Cognitive Psychology, 32, 409-422
    Schäffner, S., Könen, T., & Karbach, J.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1080/20445911.2020.1771718)
 
 

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