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Die Musikpraxis deutscher Immigranten in Santa Catarina, Brasilien (ca. 1850 bis ca. 1900) zwischen Integration, Segregation und Pangermanismus
Antragsteller
Dr. Christian Storch
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2015 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278480285
Der brasilianische Bundesstaat Santa Catarina steht sinnbildlich für die Geschichte und Gegenwart der deutschsprachigen Einwanderer-Communities, wie sie seit der großen Emigrationswelle Mitte des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Ländern der Welt entstanden waren, von den USA über China und Argentinien bis hin nach Australien. Am Beispiel der deutschen Einwanderer in Santa Catarina, insbesondere in den Städten Blumenau, Pomerode, Florianópolis (bzw. Desterro), Brusque und Joinville zwischen ca. 1850 und ca. 1900 soll der besonderen Bedeutung siedlungskolonialer Musikpflege einer zunächst weitgehend homogenen Einwanderer-Gemeinschaft innerhalb eines fremden Staatsgefüges - dem 1822 entstandenen Kaiserreich Brasilien, das 1889 zur República dos Estados Unidos do Brasil wurde - für die Identitätsbewahrung nach innen und die interkulturelle Identitätstransformation nach außen nachgegangen und erforscht werden. Das geplante Forschungsprojekt soll dazu beitragen, die Musikgeschichte deutscher Emigranten, die im selben Maße eine brasilianische Musikgeschichte ist, in ihrer Komplexität und transkulturellen Dimension erstmalig aus deutscher Perspektive - auch im Sinne einer histoire croisée - zu rekonstruieren, kritisch zu hinterfragen und historisch einzuordnen. Es fokussiert deshalb im skizzierten Kontext auf vier Aspekte: (i) die Repertoires der deutschen Theater(vereine) und des Konzertwesens in Santa Catarina auf dem Gebiet der Oper und der sog. ernsten Musik; (ii) die Präsenz des Konzert- und Opernbetriebs in den deutschsprachigen Periodika der Zeit, d.h. dessen öffentliche Rezeption; (iii) die sozialen Bedingungen dieser musikalischen Praxis, d.h. die Zusammensetzung des deutschen oder deutsch-brasilianischen Publikums, deren Einfluss auf das zuvor erforschte Repertoire sowie (iv) die Frage nach der kulturellen Identitätssuche bzw. -behauptung und Transformation im interkulturellen Miteinander zwischen Deutschen und Brasilianern vor dem Hintergrund politischer Umbrüche (Gründung Deutsches Kaiserreich 1872; Abschaffung brasilianisches Kaiserreich 1889; Beginn des deutschen Imperialismus um 1890). Als Output sind eine Monografie, mindestens sechs Aufsätze - sowohl in wissenschaftlichen Zeitschriften mit Qualitätssicherung (peer-review) als auch in Kongressberichten - sowie eine Aufsatzsammlung, basierend auf den Beiträgen einer internationalen Konferenz mit dem Titel - Die Musik deutscher Emigranten außerhalb Europas im 18. und 19. Jahrhundert - (an der UDESC Florianópolis, voraussichtlich März 2016), geplant. Außerdem sollen pro Stipendienjahr mindestens zwei Vorträge auf internationalen Tagungen gehalten werden.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Brasilien
Gastgeber
Professor Dr. Marcos Holler