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Willkommen oder beschimpft? Eine vergleichende Studie der Reaktionen auf Unterkünfte für Asylsuchende

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2015 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278608516
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt untersuchte die polarisierten Reaktionen auf Geflüchtete im Kontext und Nachgang des Sommers der Migration 2015 und ihre längerfristigen Auswirkungen. Das Projekt hat in zweierlei Hinsicht zur Weiterentwicklung der Forschung in diesem Bereich beigetragen, insbesondere durch: 1) Konzeptionelle Beiträge zum Verhältnis des zivilgesellschaftlichen Engagements für Geflüchtete zu Politik, politischen Diskursen und Demokratie; 2) durch die Gewinnung neuer empirischer Daten und Einblicke zu den längerfristigen, gesamtgesellschaftlichen Folgen der polarisierten Reaktionen auf Geflüchtete 2015/2016. 1. Konzeptionelle Beiträge. Das Projekt hat einen konzeptionellen Beitrag zum Engagement für Geflüchtete erbracht, insbesondere hinsichtlich des Verhältnisses vom zivilgesellschaftlichen Engagement zu Politik, politischen Diskursen und Demokratie: zum einen hinsichtlich allgemeiner Prozesse der Politisierung und ihren unterschiedlichen Bedingungen; zweitens zu den konkreten Zielsetzungen des Engagements für Geflüchtete (karitativ vs. sozial-politisch) und ihrem unterschiedlichen Verhältnis zu Staat und Behörden; und drittens zu den Herausforderungen in der Zusammenarbeit zivilgesellschaftlicher Akteure mit Staat und Behörden. 2. Empirische Erkenntnisse zu den Folgen der polarisierten Reaktionen auf Geflüchtete. Mit den sinkenden Zahlen von Asylanträgen ab 2016 rückte in wissenschaftlichen und öffentlichen Debatten verstärkt die Frage nach den längerfristigen Folgen der polarisierten Reaktionen auf Geflüchtete in den Fokus. Diesen Folgen widmete sich das Projekt mit zwei Schwerpunkten: Das Projekt untersuchte zum einen die gesamtgesellschaftlichen Reaktionen auf die beispiellose Welle des Engagements in den Jahren 2015 und 2016 mit Fokus auf den medialen Diskurs. Auf Basis einer Medienanalyse von drei überregionalen Zeitungen zwischen 2014 und 2019 konnte das Projekt erstens aufweisen, dass der Fokus in der medialen Berichterstattung auf dem konkreten Nutzen des Engagements liegt im Sinne einer sozialen Dienstleistung. Weitere, für Demokratie und Zusammenhalt wichtige zivilgesellschaftliche Funktionen blieben dabei unterrepräsentiert bis unsichtbar, insbesondere ihre Funktion als kritische Instanz. Zweitens konnte das Projekt aufzeigen, dass über pro-migrantisches Engagement und Proteste sehr unterschiedlich medial berichtet wird: das zivilgesellschaftliche Engagement wird wesentlich häufiger gelobt und Proteste werden deutlich mehr als ineffektiv und störend kritisiert, insbesondere in konservativeren Zeitungen. Beide Befunde werfen die Frage auf, inwieweit diese medialen Diskurse mit zukünftigen allgemeinen Erwartungen an Engagement und Protest einhergehen, die ebenfalls auf Dienstleistung und minimaler Störung abzielen und damit zivilgesellschaftliche Handlungsspielräume potentiell einschränken. Zum anderen befasste sich das Projekt mit den Folgen des Sommers der Migration 2015 mit Bezug auf die Entwicklungen in rechten und antidemokratischen Bewegungen. So verwies das Projekt darauf, dass diese Akteure von den lokalen Mobilisierungen gegen Geflüchtete 2015/2016 in vielerlei Hinsicht profitieren konnten. Insbesondere konnte in späteren Mobilisierungen auf die erweiterten Netzwerke und normalisierten rechten Diskurse zurückgegriffen werden, beispielsweise in den Mobilisierungen gegen die Corona-Maßnahmen ab 2020.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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